Die Gefährlichkeit einiger Pilze erklärt sich aus den verschieden Giften der Fruchtkörper, der Unkenntnis der Sammler und Verwechslungen. Auch setzt bei einigen hochgiftigen Pilzen die Wirkung erst nach mehreren Stunden ein. Damit steigt die Gefahr einer schweren Schädigung verschiedener Organe oder eines Kreislaufkollapses. Heutzutage sind die meisten gefährlichen Substanzen bekannt und bei frühzeitigem Erkennen der Vergiftung aufhebende Gegenmaßnahmen möglich.
Zu den giftigsten Pilzen zählen Exemplare aus der Familie Amanitaceae. Der Genuss des Grünen Knollenblätterpilzes endet meist tödlich, wenn die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt wird. Das Leiden zieht sich dabei über einige Tage hin. 10 bis 12 Stunden nach Verzehr stellen sich Erbrechen und Durchfall ein, welche 4 Tage lang unter Hinzukommen von Bauchkoliken anhalten. Danach tritt häufig eine vermeintliche Besserung ein. Eine fatale Täuschung! Das Gift
Amatoxin wirkt als Zellgift stark leberschädigend. Nach den 4 Tagen ist die Leber so stark angegriffen, dass Anzeichen am Körper sichtbar werden. Spätestens am 7. Tag tritt der Tod durch Leberversagen ein.
Die zum Tode führende Dosis beträgt bei Erwachsenen im Normalfall 50 g Frischpilz. Bei Kindern können schon 5 g tödlich sein. Als Gegenmittel wird Silybinin verwandt (intravenös gespritzt), eine Substanz, die aus der Mariendistel (Silybum marianum) gewonnen wird.
Da der Knollenblätterpilz in verschiedenen Färbungen auftritt – von weiß bis grün – wird er vor allem im jungen Stadium mit essbaren Pilzen wie dem Champignon (Agaricus) oder dem grünen Täubling (Russula aeruginea) verwechselt. Durch die typisch knollige Ausformung an der Basis des Stiels ist er aber einwandfrei von diesen zu unterscheiden.
Weitere giftige Wulstlinge (Amanita) sind der Fliegenpilz und der Pantherpilz. Die in ihnen wirksamen Gifte sind Ibutensäure und Muscimol. Vergiftungen durch den Fliegenpilz aus Unwissenheit sind fast ausgeschlossen, da die leuchtend rote Farbe mit den weißen Punkten schon im Kindesalter mit Giftigkeit in Verbindung gebracht wird.
Da die halluzinogene Wirkung bei Genuss verschiedener Pilze von manchen Menschen erwünscht ist, kommt es immer wieder zu kritischen Vorfällen. Nach etwa einer halben Stunde setzen Rauschzustände, Halluzinationen und Bewusstseinsstörungen ein, die bei hoher Giftkonzentration bis zum Atemstillstand oder Kreislaufkollaps führen können.
Die Wirkung des Pantherpilzes ist ähnlich, nur stärker. Bei ihm besteht erhöhte Verwechslungsgefahr mit dem Perlpilz (Amanita rubescens) und dem grauen Wulstling (Amanita franchetii). Diese sind nur an der gerieften Manschette vom Giftpilz zu unterscheiden.
Im Fliegenpilz wurde zuerst das nach ihm benannte Gift Muscarin entdeckt. Es ist aber in viel höherer Konzentration in anderen Pilzen vorhanden, den Risspilzen (Inocybe) und einigen Trichterlingen (Clitocybe). Die Wirkung des Muscarins kennzeichnet sich durch Übelkeit, Erbrechen und Bauchkoliken bis hin zu Herz- oder Lungenversagen. Als Gegengift wird Atropin verwandt, eine aus der Tollkirsche gewonnene Substanz. Die Gefährlichkeit der Risspilze liegt auch hier in der Verwechslung. Häufig stehen sie in naher Umgebung zum essbaren Mairitterling (Calocybe gambosa).
Einige Giftpilze sind erst seit geraumer Zeit als solche bekannt und wurden lange Zeit als Speisepilze eingeordnet, oder Wechselwirkungen mit anderen Lebensmitteln wurden entdeckt.
So galt zum Beispiel die Frühjahrslorchel bis in die 1990er-Jahre als exzellenter Speisepilz. Die Giftigkeit dieses Pilzes in rohem Zustand ist schon lange bekannt und wurde durch Kochen oder Trocknen stark vermindert. Doch bleiben immer Restmengen des Giftes Gyromitrin im Pilz enthalten, sodass das Risiko einer Vergiftung vorhanden ist. Die schrecklichsten Auswirkungen sind bei starker Vergiftung das Zerfallen der roten Blutkörperchen oder der Tod durch Leberschaden. Erbrechen und Kopfschmerzen sind die weniger schlimmen Folgen. Aus diesen Gründen ist das Essen der Frühjahrslorchel in vielen Ländern seit einigen Jahren verboten. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit Exemplaren aus der Gattung der Morcheln (Morchella).
Auch die Giftigkeit des Kahlen Krempling s (Paxillus involutus) ist erst seit wenigen Jahren bekannt. Davor galt er als schmackhafter Speisepilz, doch ein noch unbekannter Wirkstoff lagert sich bei mehrmaligem Genuss im Körper an und kann eine Vergiftung hervorrufen, die eine Antikörperreaktion in Gang setzt, bei der die roten Blutkörperchen zerfallen. Deshalb ist von einem Verzehr abzuraten.
Eine kuriose Giftart besitzt der eigentliche Speisepilz Faltentintling (Coprinus atramentarius). Im verbundenen Genuss mit Alkohol wird die Substanz Coprin aktiv, die den Abbau des Alkohols im Körper blockiert. Symptome einer solchen Vergiftung sind Kreislaufstörungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufkollaps. Es ist daher anzuraten, weder eine gewisse Zeit vor, danach und während der Pilzmahlzeit mit Faltentintlingen Alkohol zu konsumieren.
Das Sammeln von Pilzen erfordert etwas Wissen über diese Lebensmittel, wenn man nicht nur Rotkappe und Marone mitnehmen will. Kann man einen Pilz nicht einwandfrei als essbar identifizieren, lasse man ihn lieber stehen oder befrage eine Pilzberatungsstelle, in der eine Bestimmung stattfindet. Im Zweifelsfalle heißt es: “Finger weg von unbekannten Pilzen, er könnte giftig sein.” Die wenigsten Giftpilze schmecken schlecht, einige sollen sogar recht wohlschmeckend sein.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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