Eingriffe in den Naturhaushalt sind meist gleichzeitig Eingriffe in Lebensbereiche und die dort vorkommenden Arten. Um die Folgen von Eingriffen zu verstehen, ist es wichtig, die Struktur und Funktion solcher Bereiche zu kennen. Als Beispiel sollen Wiesen, Wälder bzw. Gewässer dienen. Das Erscheinungsbild dieser Bereiche wird oft von Populationen bestimmter Pflanzenarten geprägt. In einem Wald z. B. dominieren Populationen von Baumarten. Das Bild einer Wiese wird von Arten verschiedener Kräuter bestimmt. Die in dem jeweiligen Bereich (z. B. Hecke) vorkommenden Arten können hier gedeihen, weil ihre Ansprüche an die Lebensbedingungen erfüllt sind.
Beobachtet man diese Bereiche genauer, stellt sich schnell heraus, dass es sich um außerordentlich komplexe, vielschichtige Gebilde handelt, deren Struktur und Funktion zu durchschauen intensive Untersuchungen erfordert. Außer einer Abgrenzung des Bereiches gegenüber anderen anhand markanter Erscheinungen (z. B. Uferlinie bei Gewässern) gehört eine Bestandsaufnahme der Faktoren dazu, die für das Gebiet wichtig sind. Dazu zählen:
Nur unter Berücksichtigung der Ergebnisse solcher Untersuchungen ist es möglich, die Struktur und Funktion z. B. von Wiesen, Wäldern bzw. von Gewässern zu verstehen und deren Empfindlichkeit gegenüber Störungen zu beurteilen.
Die Abgrenzung eines Lebensbereichs, der untersucht werden soll, ist relativ leicht, wenn es sich um die genannten Beispiele handelt. Hier sind meist natürliche Grenzen (z. B. Uferlinie, Dominieren bestimmter Arten) erkennbar. Gehen Lebensbereiche ineinander über, muss der Beobachter anhand markanter Kennzeichen die Grenzen selbst bestimmen. Auch wenn von „Abgrenzung“ gesprochen wird, muss man wissen, dass die verschiedenen Lebensbereiche in Beziehung stehen (siehe Bild 2).
Die Besonderheiten eines Lebensbereiches werden u. a. durch nicht lebende Faktoren oder abiotische Faktoren bestimmt. Sie sind physikalischer Natur, z. B.
Weitere abiotische Faktoren sind chemischer Natur. Dazu zählen u. a.
Schließlich haben auch
Beziehungsgefüge zwischen Faktoren eines Lebensbereichs
Die Gesamtheit der abiotischen Faktoren, also der nicht lebenden Lebensbedingungen in einem Lebensbereich, wird dessen Biotop (Lebensraum) genannt.
Einen etwa gleichen Inhalt und Umfang hat der Begriff Standort. Er wird hauptsächlich in Verbindung mit den meist ortsgebundenen Moos-, Farn- und Samenpflanzen benutzt. Standortfaktoren, beispielsweise einer Samenpflanze, entsprechen den oben erwähnten abiotischen Faktoren.
Zwischen abiotischen Faktoren gibt es vielfältige Wechselwirkungen. In einem Gewässer (auch im Aquarium) lässt sich das beispielsweise gut zwischen der Temperatur des Wassers und dessen Sauerstoffgehalt nachweisen. Wechselwirkungen bestehen z. B. auch zwischen der Intensität der Sonneneinstrahlung sowie der Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
Der Biotop ist aber nicht ein in sich abgeschlossenes, sondern ein offenes System. Von außen dringen ständig Stoffe ein (z. B. aus Abwässern, durch Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen, infolge der Düngung landwirtschaftlicher Kulturen). Darunter befinden sich auch zahlreiche Schadstoffe, die die Bedingungen in einem Biotop so verändern können, dass dort vorkommende Lebewesen geschädigt werden oder sogar absterben. Außer durch Stoffe wird ein Biotop auch ständig durch Strahlung verschiedenster Art (u. a. UV-Strahlung, radioaktive Strahlung) beeinflusst. Andererseits gibt ein Biotop auch fortwährend Stoffe und Energie an seine Umwelt ab. So wird beispielsweise ständig Wasser verdunstet und gelangt als Wasserdampf in die Atmosphäre.
Ein Biotop wird meist von Populationen verschiedener Arten besiedelt. Sie leben gemeinschaftlich zusammen und bilden in ihrer Gesamtheit eine Biozönose.
Für das Verständnis eines bestimmten Lebensbereiches ist es daher unerlässlich, die hier vorkommenden Arten zu ermitteln. Dabei muss bedacht werden, dass ein Lebensbereich oft unterschiedliche „Zimmer“ umfasst, die von verschiedenen Arten bewohnt werden. Ein Wald beispielsweise ist in mehrere Schichten gegliedert (u. a. Baum-, Strauch-, Kraut-, Moos- und Bodenschicht). Ein stehendes Gewässer (z. B. ein See) besteht aus mehreren Zonen, Uferbereich mit Bruchwald-, Röhricht-, Schwimmblatt-, Tauchblatt- und Tiefalgenzone sowie der Freiwasserzone.
In diesen Schichten bzw. Zonen finden jeweils verschiedene Arten Lebensmöglichkeiten.
Um die vorkommenden Arten zu ermitteln, müssen in Verbindung mit regelmäßigen Beobachtungen bestimmte Verfahren und Hilfsmittel (u. a. Lupe, Mikroskop, Fernglas, Fotoapparat) genutzt werden. Dazu zählen
Die beobachteten bzw. gefangenen Individuen müssen bestimmt werden, d. h., es muss deren Artzugehörigkeit und damit der Artname ermittelt werden. Dafür stehen spezielle Bestimmungshilfen zur Verfügung. Erst danach ist es möglich, die Stellung der einzelnen Populationen innerhalb der Biozönose zu erkunden. Dabei stellt sich heraus, dass jedes einzelne Individuum einer oder verschiedener Arten jeweils für andere Individuen eine wichtige Lebensbedingung darstellt. So sind z. B. die einen Organismen Nahrung für die anderen. Die Lebewesen stellen also die biotischen Faktoren der Biozönose dar.
Alle Lebewesen (z. B. Bak terien, Pilze, Tiere und Pflanzen), die in einem Teich oder in einem Wald vorkommen, bilden eine Biozönose. Alle diese Lebewesen sind bestimmten Umweltbedingungen angepasst (z. B. Licht, Boden, Wasser), beeinflussen sich wechselseitig und sind voneinander abhängig.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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