Aids

Über 30 Jahre sind vergangen, seit man das Virus, das eine rätselhafte Lungenentzündung in Amerika auslöste, entdeckt hat. Seitdem haben sich weltweit rund 40 Millionen Menschen mit diesem Virus, dem HI-Virus, infiziert.
Laut UNAIDS – einem Aids-Bekämpfungsprogramm der Vereinten Nationen – starben bisher weltweit rund 25 Millionen Menschen an Aids. Allein 2005 waren es 2,8 Millionen. Innerhalb eines Jahres gab es 4,1 Millionen Neuinfektionen.

Ursprung und Verbreitung

Man geht davon aus, dass es früher schon, allerdings räumlich begrenzte, Aidserkrankungen gab. Da die Erreger aber damals nicht weiter verbreitet wurden, blieben die Fälle lokal und die Krankheit erlosch wieder.
Heute sind alle Orte der Welt relativ schnell erreichbar, was dazu führt, dass innerhalb kürzester Zeit Erreger aus allen Teilen der Welt in andere Regionen übertragen werden können.
Der Ursprung des HI-Virus liegt wahrscheinlich in Afrika. Vermutlich in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts hat sich dort ein ursprünglich für Menschen harmloses Affenvirus in eine für Menschen gefährliche Variante verwandelt. Damit begann die sehr erfolgreiche Evolution des Virus.
Durch Affenbisse oder den Verzehr von Affenfleisch gelangte das Virus in den Menschen und konnte sich dort verändern. Es entstanden Varianten, die die Auslese (Selektion) durch das Immunsystem oder Medikamente überstehen. Schon fünf Veränderungen in der Oberflächenstruktur des Virus reichen dabei aus, um es für das Immunsystem oder Medikamente „unauffindbar“ werden zu lassen. Die weltweite Verbreitung des HI-Virus begann in den 1970er-Jahren. Touristen übertrugen das veränderte Virus in ihre Heimatregionen.

In den letzten Jahren hat die Vielfalt der HI-Viren explosionsartig zugenommen. Der weltweite Massentourismus bietet den Viren neben guten Verbreitungsmöglichkeiten auch die Chance, in anderen Gebieten neue Varianten zu bilden.
Hinsichtlich der Verbreitungsgebiete spricht man von zwei Formen: „Aids-Nord“ und Aids-Süd“. Aids-Nord kennzeichnet die Ausbreitung der Epidemie in den wirtschaftlich starken westlichen Industrieländern (z. B. USA, Westeuropa), Aids-Süd die Ausbreitung der Infektion auf dem afrikanischen Kontinent südlich der Sahara und in der Karibik. Besonders in diesen Regionen steigt die Menge neu infizierter Menschen stark an.

Während dort im Jahr 2003 knapp 25 Millionen Menschen infiziert waren, waren es im Jahr 2006 schon 38,5  Millionen. Betroffen ist dabei besonders die Altersgruppe zwischen 20 und 45 Jahren.
Seit Beginn der 1990er-Jahre breitet sich Aids auch in Asien und Osteuropa immer weiter aus.

Infektion und Krankheitsverlauf

Aids ist eine Infektionskrankheit. Das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus) wird durch virushaltige Körperflüssigkeiten wie Blut, Vaginalsekret und Sperma übertragen. Es wird nicht durch Schweiß, Tränenflüssigkeit oder Speichel weitergegeben.

Ungeschützter Geschlechtsverkehr und verunreinigte Spritzen bzw. Kanülen bei Drogenkonsum stehen im Mittelpunkt der Infektionsausbreitung. Kinder können von ihren Müttern über die Plazenta, während der Geburt oder durch Muttermilch infiziert werden. Sind die HI-Viren in den Körper gelangt, verbreiten sie sich dort. Das Erbmaterial der HI-Viren lässt sich leicht transportieren und verändern. Dadurch sind die Viren in der Lage, eigenes Erbmaterial in die DNA der befallenen Wirtszellen zu schleusen und die Wirtszelle (z. B. T-Helferzellen) zu veranlassen, neue Viren zu bilden. Die Wirkung der HI-Viren ist in Bild 3 dargestellt.

Die Infektionsphase mit HIV verläuft meist unbemerkt. Es treten höchstens grippeähnliche Symptome auf. Je nach Intensität der Immunreaktion können erst wenige Wochen danach Antikörper gegen das Virus nachgewiesen werden (HIV-Test). Die Krankheit kann schon vorher auf andere übertragen werden.
In der sich anschließenden asymptomatischen Latenzzeit (Latenz: anfängliches Verborgensein von Krankheitssymptomen; wenige bis mehr als 10 Jahre) vermehrt sich das Virus vor allem in den Lymphorganen weiter. Die Virusträger fühlen sich gesund. Im Verlauf der Krankheit nimmt die Zahl der T-Helferzellen ab, die Viruszahl wird größer. Es kommt zur Entwicklung des Vollbilds von Aids. Das Immunsystem bricht zusammen. In der Folge häufen sich Infektionen und bestimmte seltene Krebserkrankungen. Diese führen meist zum Tod.

Behandlung

Da noch keine endgültige Heilung möglich ist, wird versucht, die HI-Virusvermehrung so früh wie möglich einzuschränken. Das erfolgt durch eine Kombinationstherapie mit mehreren Medikamenten. Außerdem werden die durch die Immunschwäche bedingten Krankheiten (z. B. Lungenentzündung) behandelt.
Je nach Virustyp, seiner Entwicklungsphase und den auftretenden Krankheitsbildern wechseln die verabreichten Medikamente. Deshalb wird die Kombination der Medikamente für jeden Patienten individuell festlegt.
An der Entwicklung neuer, wirksamer Medikamente und Impfstoffe gegen HIV und Aids wird intensiv weitergearbeitet.

Prophylaxe

Prävention im Zusammenhang mit Aids besteht darin, jeden in die Lage zu versetzen, seine Risiken für eine HIV-Infektion so gering wie möglich zu halten. Dazu gehören u. a.

  • die Aufklärung über die Übertragungswege,
  • die Informationen über risikovermeidende Verhaltensweisen (z. B. Safer Sex) und
  • die Verteilung kostenloser Einwegspritzen an Drogenabhängige.

Erfolge im Kampf gegen Aids

30 Jahre nach Beginn der Aidsepidemie kann man weltweit erste Erfolge verzeichnen. Das kommt u. a. daher, weil zunehmend mehr Medikamente zur Aidsbekämpfung in den armen Ländern eingesetzt werden. Dadurch wurden bereits Millionen HIV-infizierte Menschen vor dem Tod bewahrt. Wichtig ist aber, dass diese Menschen über Jahrzehnte mit den Medikamenten versorgt werden.
Auch durch eine entsprechende Aufklärung hat sich im weltweiten Maßstab die Ausbreitung der Krankheit allmählich verlangsamt. Es gibt aber einzelne Regionen und Länder, in denen die Infektionsrate weiter ansteigt, z. B. in Osteuropa und Indien.

Internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Aids und andere Seuchen

Im Jahr 2002 wurde der „Globale Fonds zur Bekämpfung von Tuberkulose, Malaria und Aids“ gegründet. Dieser Fonds sammelt weltweit Geld zur Aidsbekämpfung. Dabei handelt es sich um einen Fonds, der nicht von der UNO kontrolliert wird. Die eingezahlten Gelder werden an Länder oder Organisationen für Projekte der Aidsbekämpfung ausgezahlt.
Neben diesem Fonds gibt es sehr viele Hilfsprogramme, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordiniert werden. Die WHO hat ihren Hauptsitz in Genf. Sie wurde 1948 als oberste Gesundheitsbehörde der UNO gegründet und koordiniert alle weltweiten gesundheitlichen Hilfsmaßnahmen. Die Aufgabe der WHO besteht darin, allen Menschen ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu ermöglichen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist die Gesundheit der Menschen. Die WHO unterstützt und koordiniert u. a. folgende Aktivitäten:

  • weltweite Impfprogramme,
  • den Kampf gegen Infektionskrankheiten und Gesundheitsrisiken,
  • den Aufbau der Gesundheitswesen in Ländern der Dritten Welt,
  • die Festlegung von Standards der medizinischen Betreuung,
  • die Erhebung und Auswertung weltweiter Gesundheitsdaten.

Verschiedenste Organisationen der UNO arbeiten im Projekt UNAIDS bei der Bekämpfung von Aids zusammen. Außerdem existieren unzählige staatliche, private und kirchliche Initiativen, ohne die viele Aidsprojekte nicht durchzuführen wären. Neben der Prävention und medizinischen Versorgung von Infizierten bzw. Erkrankten ist der Kampf für die Rechte der Betroffenen ein weiteres Anliegen der Arbeit dieser Organisationen und Initiativen.

Der 1. Dezember wurde zum Welt-Aids-Tag erklärt. Auf wissenschaftlichen Konferenzen wird über Stand und Perspektiven des Kampfes gegen diese gefährliche Krankheit beraten. Solidaritätsveranstaltungen rufen zur Mithilfe und zu Spenden auf.

HI-Virus und seine Wirkung im Körper

HI-Virus und seine Wirkung im Körper

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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