- Lexikon
- Biologie Abitur
- 8 Evolution und biologische Vielfalt
- 8.2 Indizien für die Evolution der Organismen
- 8.2.2 Fossilien sind Zeugnisse der Stammesgeschichte
- Überblick über die Entwicklung von Organismen in den verschiedenen Erdzeitaltern
(4 600 bis 2 500 Millionen Jahre vor heute)
„Aus einer rotierenden Staubwolke entsteht die Erde und beginnt im Zuge einer Erkaltung langsam, eine Kruste auszubilden. Die dabei entstehenden Gase, vor allem Wasser, entweichen in die Atmosphäre“.
In der Erdurzeit, dem Archaikum, gab es ausschließlich Bakterien. Man geht davon aus, dass schon vor 3 500 Millionen Jahren Cyanobakterien („Blaualgen“) lebten, die Fotosynthese betreiben konnten und somit Sauerstoff produzierten. Cyanobakterien sind mikroskopisch kleine fadenförmige Algen, die im Archaikum großflächige Algenmatten bilden konnten. Cyanobakterien sind auch heute sehr verbreitet.
Erdgeschichtliche Perioden mit maßstäblichen Zeitachsen
Noch etwas früher dürften Schwefel reduzierende Algen gelebt haben, die bei Temperaturen bis 70 °C existieren können, nicht jedoch bei Anwesenheit von freiem Sauerstoff. Solche Bakterien leben auch heute noch z. B. in der Umgebung von untermeerischen Vulkanen. Im Archaikum waren Orte mit solchen Umweltbedingungen sehr verbreitet, da die Erde noch sehr heiß war und an ihrer Oberfläche an vielen Stellen Gesteinsschmelze ausfloss. Nur zögerlich bildeten sich in den Ozeanen erste stabile Landmassen.
Archaikum – ein Planet entsteht ( Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
(2 500 bis 570 Millionen Jahre vor heute)
„Zwei Milliarden Jahre umkreist ein Planet die Sonne, dessen Aussehen sich aufgrund der stillen Tätigkeit ursprünglicher Organismen ganz langsam verändert“
Im Proterozoikum ,der Erdfrühzeit, entwickelten sich die ersten einzelligen Organismen mit Zellkern. Aus heutigen Beobachtungen heraus wird angenommen, dass die ersten Kernzeller durch die Vereinigung einer oder mehrerer kernloser Einzeller entstanden sind. Dieser Entwicklungsschritt könnte in etwa vor 1 500 Millionen Jahren erfolgt sein. Unter den einzelligen Organismen entwickelten sich heterotrophe Formen, also Verbraucher, sowie autotrophe Organismen, das sind Erzeuger, die Fotosynthese betreiben können.
Proterozoikum – die stille Revolution des Lebens( Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Noch im Proterozoikum tauchten die ersten vielzelligen Organismen auf, die jedoch noch keine Hartteile besaßen. Die in Australien gefundenen Fossilien der Ediacara-Fauna zeigen z. T. segmentierte Weichtierabdrücke, deren Zuordnung zu Tiergruppen jedoch schwerfällt.
Dickinsonia costata, ein segmentierter vielzelliger Weichkörperorganismus unsicherer Zuordnung aus dem oberen Proterozoikum (Erdfrühzeit),Fundort: bei Flinders Ranges, Südaustralien, Länge: 2 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
(570 bis 510 Millionen Jahre vor heute)
„Viele verschiedene Tiergruppen beginnen gleichzeitig, Hartschalen zu entwickeln und auf einmal erscheint eine vorher nie gekannte Organismenvielfalt in den Meeren.“
An der Untergrenze des Kambriums war die Entwicklung schon so weit fortgeschritten, dass einige Organismen Außenskelette trugen. Die Schalen oder Gehäuse dieser wenige Millimeter großen Tiere waren aus Kalk oder aus Phosphat. Möglicherweise war die Konkurrenz unter den Tieren so groß, dass ein solcher Schutz nötig war. Daneben dienen Außen- wie Innenskelette der Stützung des weichen Körpergewebes.
Kambrium – Licht an für die Paläontologie ( Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Im Unter-Kambrium gab es bereits alle Tierstämme mit Ausnahme der Wirbeltiere. Die Gliedertiere (Arthropoden) waren durch die Trilobiten vertreten. Trilobiten waren am Meeresboden lebende Tiere mit einem in drei Teile gegliederten Körper und einem segmentierten beweglichen Panzer. Die Trilobiten starben im Perm aus (sie haben daher Bedeutung als Leitfossilien für das Unter-Kambrium bis zum Silur).
Wie die Trilobiten waren auch alle anderen kambrischen Tiere Meeresbewohner. Die Brachiopoden („Armfüßer“) sind bis heute nicht ausgestorben. Es handelt sich dabei um Tiere, welche die Nahrung aus dem Meerwasser herausfiltern. Darin, wie auch in ihrem Äußeren mit zwei Schalenklappen, haben sie große Ähnlichkeit mit den Muscheln, sind mit diesen jedoch nicht verwandt.
Paradoxides carens, eine Trilobitenart aus dem mittleren Kambrium, der Fundort ist Jince in Böhmen, Tschechische Republik, Länge: 14 cm;© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
Unter den Weichtieren hatten sich mit den Nautiloideen die ersten Cephalopoden (Kopffüßer) entwickelt. Sie besaßen ein langgestrecktes, gekammertes Gehäuse, wobei das Tier in der äußersten Kammer, der Wohnkammer, lebte.
Proterovaginoceras, eine Nautiloidee (Weichtier, Kopffüßer) aus dem Ordovizium.Ihr Fundort liegt in Schweden, Länge: 8 cmInstitut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
Zu den Nautiloideen gehört auch der Nautilus, die einzige rezent lebende Art unter den Nautiloideen. Dieser ist wie seine Vorfahren ein Räuber, der seine Beute mit Tentakeln ergreift und anschließend mit einem Schnabel zerreißt. Er bewegt sich im Wasser nach dem Rückstoßprinzip und kontrolliert seine Tauchtiefe, indem er unterschiedliche Mengen Wasser in sein Gehäuse einlässt.
Wahrscheinlich noch im Ober-Kambrium traten die ersten Wirbeltiere in Erscheinung. Es handelt sich dabei um kieferlose Meeresbewohner mit kalkigen Knochenplatten.
Mit den Archaeocyathiden gab es auf hartem Meeresboden festgeheftete, becherförmige Tiere, die wie Schwämme das umgebende Meerwasser durch ihr Gewebe pumpten und ihm dadurch Nährstoffe entzogen. Die Archaeocyathiden starben noch im Unter-Kambrium aus, hinterließen durch ihren kalkigen Bauten jedoch kleine Riffe. Korallen lebten ebenfalls schon im Kambrium, ihre Bedeutung hielt sich jedoch sehr in Grenzen.
Im Kambrium gab es mehrere periodische Massenaussterben, von denen besonders die in warmen Flachmeeren lebenden Trilobiten betroffen waren. Jeweils aus wenigen, in kühleren Meeresregionen lebenden Arten gingen neue Formen hervor. Die Pflanzenwelt war lediglich durch vielzellige Algen vertreten.
Nautilus, rezent aus Indonesien, Länge: 13,5 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
(510 bis 438 Millionen Jahre vor heute)
„Eine Meeresfauna, die von freischwebenden Graptolithen-Kolonien und Kopffüßern wie den großen Orthoceren dominiert wird, gibt Raum zur Entwicklung einiger weiterer bedeutender Tiergruppen.“
Die frühen Wirbeltiere, die kieferlosen Agnathen, traten im Ordovizium deutlicher in Erscheinung. Sie haben mit den Neunaugen und den Schleimaalen nahe rezente Verwandte. Agnathen waren jedoch in allen erdgeschichtlichen Perioden bedeutungslos.
Am Meeresgrund lebten neben Brachiopoden, Muscheln und Schnecken, festsitzende Formen wie Seelilien und Moostierchen. Die Moostierchen haben bis heute überlebt. Sie bilden heute wie im Ordovizium organisierte Kolonien mit Arbeitsteilung. An diesem Beispiel kann man sehen, dass es auch in erdgeschichtlich frühen Perioden fortschrittliche Lösungen gab, die sich auch heute in unveränderter Form bewähren.
Weitere sessile (am Boden festgeheftete) Tiere waren die Korallen, die es schon im Kambrium gegeben hatte. Doch im Ordovizium erlangten sie, zumal mit neuen Formen, eine etwas größere Bedeutung. Als Räuber traten weiterhin, wenngleich mit größerer Artenvielfalt, Ammonoideen (Kopffüßer) auf. Diese standen aber kaum in Konkurrenz zu den ebenfalls räuberischen Seesternen, die seit dem Unter-Ordovizium vorkommen und eng mit den Seelilien verwandt sind.
Ordovizium – die Zeit der Orthoceren und Graptolithen( Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Eine für das Ordovizium typische Tiergruppe bildeten die Graptolithen. Das waren koloniebildende Organismen, wobei die einzelnen Tiere in kleinen Kammern lebten, die an Ästen aus elastischer, organischer Substanz hingen. Die Graptolithen brachten eine sehr große Formenfülle hervor und zeigten innerhalb ihrer Gruppe deutliche Entwicklungstrends. Für die weitere Evolution waren sie unbedeutend und starben im Unter-Devon aus.
Während des Ordoviziums bewegte sich die aus den heutigen Südkontinenten bestehende große Landmasse Gondwana polwärts in Richtung Süden. Dadurch kam es zu einem Massenaussterben unter den tropischen Arten, die an den Kontinentalrand Gondwanas gebunden waren.
(438 bis 410 Millionen Jahre vor heute)
„Während im Meer die ersten Skorpione erscheinen, wagen sich die Pflanzen aufs Land. Im Silur wird der heutige Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre erreicht.“
Einige Tiergruppen, die durch das Massenaussterben im oberen Ordovizium fast völlig ausgelöscht worden waren, erfuhren im Silur eine evolutionäre Erholung. Zu nennen sind hier vor allem die Graptolithen und die Brachiopoden. Die Graptolithen verfünffachten ihren Artenbestand in den ersten 5 Millionen Jahren des Silurs auf etwa 60 Arten. Das marine Ökosystem veränderte sich zwar nicht tiefgreifend, aber es wurden ökologische Nischen aufgefüllt. Unter den Weichtieren eroberten einige Muschelarten nichtmarine Süßwasserstandorte. Auch die Eurypteriden, Gliedertiere und entfernte Verwandte der heutigen Skorpione, bevorzugten Süßwassergebiete. Einige dieser schwimmenden Räuber waren mit Scheren ausgestattet.
Die flachmarinen Riffe erreichten beträchtliche Ausmaße, denn es hatten sich erfolgreiche Lebensgemeinschaften unter den Riffbauern gebildet. Indem ein solches Riff wächst, ändern sich kleinräumig die Umweltbedingungen für die Riffbewohner. Es gibt ein Pionierstadium, in dem robuste Riffbildner dem Wellengang trotzen müssen. Später bildet sich ein Ruhigwasserbereich aus, der durch die Kalkbauten der „Pioniere“ geschützt ist. Dieser Lebensraum wird dann von empfindlicheren Arten eingenommen. Im Silur war die Formenvielfalt groß genug, sodass ein solch konstruktives Zusammenleben unterschiedlichster Organismen schon zu dieser Zeit möglich war.
Silur – die ersten Pflanzen besiedeln das Festland(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Silurische Fische wurden vor allem in ehemaligen Süßwasserbereichen gefunden. Die meisten Formen waren noch recht unbeholfen und einige schlingerten mit ihrer abgeflachten Bauchdecke über Fluss- und Seengründe. Sie waren weiterhin kieferlos und sie hatten auch kein verknöchertes Innenskelett. Doch die ersten kiefertragenden Fische tauchten noch im Ober-Silur auf. Es waren dies die urtümlichen und plumpen Panzerfische sowie eine als „Stachelhaie“ bezeichnete Bauform, die wesentlich moderner anmutet und auch beweglicher ist. Die Kiefer hatten sich aus einem Paar Kiemenbögen entwickelt. Innerhalb der marinen Lebensgemeinschaft hatte diese Entwicklung weitreichende Folgen, wie man sich vorstellen kann. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass viele ehemalige Organismen fossil nicht oder nur selten überliefert sind.
Spätestens im Silur dürften die ersten Pflanzen das Festland besiedelt haben. Sie waren wahrscheinlich auf ständig feuchte Standorte beschränkt und bildeten dort wohl nur flache Vegetationsdecken. Die fossilen Hinweise auf diese frühen Landpflanzen sind sehr spärlich. Im höchsten Silur, also kurz vor dem Wechsel zum Devon, existierten schon Pflanzen mit Leitbündeln, die einen nach oben gerichteten Wassertransport ermöglichten.
Die Panzerfische waren bis zu 10 Meter lang.
(410 bis 355 Millionen Jahre vor heute)
„Im Wasser werden die Fische immer erfolgreicher und dominieren bald die Meere und Seen. Gleichzeitig entstehen auf dem Land immer mehr und artenreichere Lebensgemeinschaften aus Tieren und Pflanzen.“
Viele der kieferlosen Fische führten ein bescheidenes Dasein und erlebten das Ende des Devons nicht mehr. Unter den kiefertragenden Fischen schien der Panzerfisch das marine Devon für sich gepachtet zu haben. Er ließ, als gefährlicher Räuber, keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es war, der am Ende der Nahrungskette stand.
Unter den kiefertragenden Fischen entwickelten sich mit den Strahlenflossern, Haien und Lungenfischen modernere Formen, die wendiger und schneller waren als die Panzerfische und sich auch letztlich durchsetzten. Die Strahlenflosser haben sich seit ihrem Erscheinen durch alle erdzeitlichen Perioden hindurch entfalten können. Sie stellen die meisten der rezent lebenden Wirbeltierarten. Die Lungenfische waren im Devon am meisten verbreitet; von ihnen gibt es nur noch drei rezente Arten. Lungenfische besitzen die Fähigkeit, eine Zeit lang in fast ausgetrockneten Seen durch Lungenatmung zu überleben.
Devon – immer mehr Fische(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Lungenfische gehören zu der Gruppe der Quastenflosser, deren Gräten durch einen Stiel mit dem Körper verbunden sind und nicht wie bei den Strahlenflossern radial angeordnet. Die Quastenflosser waren ausgesprochene Süßwasserfische; nur eine Gruppe lebte in den Meeren. Rezent gibt es zwei marine Quastenflosserarten. Die devonischen Quastenflosser, Fische also, sind die Vorfahren aller Landwirbeltiere. Im Ober-Devon lebte ein ungewöhnliches Tier mit vier Beinen, dass darüber hinaus deutliche Merkmale der Quastenflosser besaß. Dieser Ichthyostega, auch Urlurch genannt, stellt eine Übergangsform zwischen den Fischen und den Lurchen dar, zählt jedoch schon zu den Lurchen. Von ihm stammen alle späteren Landwirbeltiere ab. Die ersten Lurche traten erst sehr spät im Devon auf und waren für diese Periode nicht prägend.
Die Entwicklung einiger mariner Tiere hin zu Süßwasserformen und schließlich zu Landbewohnern mag zum einen daran gelegen haben, den Räubern im Meer zu entkommen. Darüber hinaus konnten auf dem Festland, durch die dort zunehmende Vegetation aus höher entwickelten Pflanzen, neue Nahrungsquellen erschlossen werden.
Wie die ersten Landtiere, so waren die ersten Landpflanzen noch stark auf Wasser angewiesen. Sie lebten daher zunächst in küstennahen Flachsümpfen. Da sie sich durch Sporen fortpflanzten, waren sie wie die heutigen Farne an wenigstens zeitweise feuchte Gebiete gebunden. Wurzeln und Blätter waren noch nicht entwickelt. Im Ober-Devon entstanden erste Samenpflanzen, deren Samen durch Wind weitergetragen wurde. Die gegenüber Umwelteinflüssen relativ unempfindlichen Samen begünstigten die Ausbreitung der Landpflanzen auf trockenem Festland.
Quastenflosser
An der Landnahme waren auch Gliedertiere beteiligt. Diese hatten sich wahrscheinlich schon im Silur an Land getraut. Aus ihnen entwickelten sich die Insekten, die erstmalig im Unter-Devon auftauchten. Zur gleichen Zeit fand im marinen Bereich eine Premiere unter den Weichtieren statt: Die ersten Ammoniten, das sind Kopffüßer mit spiralig aufgerolltem Gehäuse, traten in Erscheinung. Sie waren Räuber, die sich nach dem Rückstoßprinzip fortbewegten. Ihre Bauform leitet sich aus den Nautiloideen ab, die im Weiteren stark in den Hintergrund gedrängt wurden.
Gegen Ende des Devon ereignete sich ein folgenschweres Massenaussterben, durch das vor allem die Brachiopoden und Riffbildner betroffen waren. Die ehemals so erfolgreiche Riffgemeinschaft starb völlig aus. Auch die Ammoniten, Schnecken und Trilobiten erlitten schwere Verluste.
Sporadoceras biferum, ein Ammonit aus dem Ober-Devon.Diese Art lebte im Anschluss an das Massenaussterben vom Ober-Devon.Fundort ist Erfoud/Marokko, Länge: 7,4 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
(355 bis 290 Millionen Jahre vor heute)
„Ein Bild der Gegensätze: kühles Klima verursacht große Vereisungen im südlichen Gondwana, während in den feucht-warmen Tropen von Laurussia, Angara und China ausgedehnte Sumpfwälder wachsen. Das Leben im Meer bekommt langsam ein neues Gesicht.“
Nach dem klimabedingten Massenaussterben im Ober-Devon trat eine deutliche Klimabesserung ein. Große auf dem Festland gebundene Eismassen schmolzen ab, wodurch der Meerwasserspiegel angehoben wurde. Der Großkontinent Gondwana, der aus den heutigen Südkontinenten bestand und schon seit dem Proterozoikum existierte, wurde an seinen Rändern überflutet. Auch die kleineren Kontinente auf der Nordhalbkugel der Erde wurden überflutet. So entstanden weiträumige Flachmeerbereiche, in denen sich die marinen Organismen erholen, also entwickeln, konnten. Unter den Fischen setzten sich endgültig die moderneren Formen durch. Der ehemals gefürchtete Panzerfisch starb noch im Unter-Karbon aus; an seine Stelle als Räuber traten nun die wendigen Haie. Auf den Flachmeergründen siedelten vor allem Seelilien sowie kelch- und fächerförmige Moostiere. Die ebenfalls am Meeresgrund lebenden Brachiopoden zeigten viele neue Formen und waren mit einer großen Anzahl von Arten vertreten.
Mit den Küstenüberflutungen setzte sich die Besiedlung des Festlandes fort. Einige Schnecken und Muscheln wurden zu Süßwasserformen. Da die Lurche auf dem Festland keine Feinde vorfanden, konnten sie sich ungehindert entwickeln und spalteten sich in neue Arten auf.
Im Ober-Karbon tauchten die ersten Kriechtiere auf. Sie waren durch einige Merkmale, wie zum Beispiel eine verhornte und drüsenarme Haut, sehr gut an das Landleben angepasst. Auch mussten sie sich zur Fortpflanzung nicht ins Wasser begeben. Den Kriechtieren standen somit ausgedehnte Lebensräume zur Verfügung, deren Grenzen annährend mit den Grenzen der Vegetationsgebiete übereinstimmten.
Karbon – Sumpfwälder übernehmen die Tropen(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Die Pflanzen waren von dem Massenaussterben im Ober-Karbon nicht betroffen gewesen und hatten sich ungehindert weiterentwickelt. Durch die Überflutungen im Unter-Karbon hatten sich Flachsümpfe gebildet, in denen die Pflanzen neue Entwicklungsschritte austesten konnten. Die vorherrschenden Pflanzen in den Sümpfen waren zu den Bärlappgewächsen zählende Farnbäume, die sich durch Sporen fortpflanzten.
Aus den unzersetzten Resten dieser Pflanzen entwickelte sich später Kohle, die heute weltweit abgebaut wird.
Sigillaria, eine Sporenpflanze aus dem Karbon, die zu den Bärlappgewächsen zählt.Die Stammstruktur besteht aus Blattnarben, das sind Ansatzstellen von Blättern. 11 x 10,5 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
Lepidodendron, Sporenpflanze aus dem Karbon. Sie zählt zu den Bärlappgewächsen.Einige Arten wurden bis zu 30 m hoch. Ihre Stammstruktur wird durch Blattnarben bestimmt. 9 x 4 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
Das Unterholz bestand in den Sümpfen aus Farnen, die den heutigen Farnen ähnlich sahen. Einige von ihnen waren jedoch, im Gegensatz zu den rezenten Farnen, Samenfarne. Auf dem Großkontinent Gondwana hatte sich eine eigene Florengemeinschaft entwickelt, die ebenfalls aus Samenfarnen bestand. Einige Arten wuchsen „baumhoch“. Auch die höher gelegenen Gebiete waren teilweise von regelrechten Wäldern bedeckt. Diese wurden von Samenpflanzen gebildet, unter denen es auch zapfentragende Vorläufer der heutigen Nadelbäume gab. Die Nadeln bedeuten einen guten Schutz gegen Austrocknen. Sie stellen eine spezialisierte Form von Blättern dar, die sich sekundär eingerollt haben. Auch unter den Schachtelhalmgewächsen hatten sich höherwüchsige Arten entwickelt.
Aus der Tierwelt waren unter den Gliedertieren große Entwicklungsschritte zu verzeichnen. Die Gliedertiere waren schon im Silur an Land gegangen. Aus ihnen hatten sich im Devon die ersten Insekten entwickelt. Im Verlauf des Karbons schwirrten die ersten beflügelten Insekten durch die Luft. Unter ihnen gab es Libellen, die den heutigen sehr ähnlich waren. Eine Art machte durch eine Flügelspannweite von 50 cm auf sich aufmerksam. Alle anderen Insekten waren jedoch nicht größer als ihre rezenten Verwandten.
Asterocalamites, ein Schachtelhalmgewächs aus dem Unter-Karbon.Ausschnitt eines fossil erhaltenen Stammstückes. 29 x 5,5 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
(290 bis 250 Millionen Jahre vor heute)
„Die Kontinente schließen sich immer enger zusammen. Für viele Organismen der dazwischen liegenden Flachwasserräume werden die Lebensbedingungen mit der langsam voranschreitenden Verlandung immer kritischer. Das Klima auf der Erde wird immer trockener.“
Im Verlauf des Karbons waren die Kontinente zusammengerückt und bildeten im Perm den Großkontinent Pangaea.
An den Nahtstellen der zusammen geschobenen Kontinentalmassen befanden sich Gebirgszüge, die starke Klimagegensätze bewirkten. Allgemein wurde das Klima trockener und die Land bewohnenden Organismen mussten diesem Trend folgen. Viele Kohlesümpfe trockneten aus und die im Karbon so erfolgreichen Sumpfpflanzen wurden durch Landpflanzen verdrängt, die mit den trockenen Verhältnissen zurecht kamen. Zu nennen sind hier z. B. die Nadelbäume.
Unter den Landtieren entwickelten sich zwar die Lurche weiter, wurden aber nach und nach durch die Kriechtiere aus ihren ökologischen Nischen verdrängt. Die Kriechtiere waren schlicht schneller und beweglicher als die Lurche. Kriechtiere hatten ihre Kiefer höher entwickelt und einigen Arten war es möglich, erbeutete Tiere in Stücke zu reißen. Den fleischfressenden Lurchen blieb nichts anderes übrig, als ihre Beute in einem Stück herunterzuschlucken, was eine deutliche Beschränkung ihres Speiseplans bedeutete. Lurche wie Kriechtiere teilten sich in Pflanzenfresser und Fleischfresser auf. Die Kriechtiere stellten eine beträchtliche Anzahl an Arten und nahmen in Körpergröße und Gewicht zu. Ein im Wasser lebendes Kriechtier aus dem Ober-Perm erreichte ein Körpergewicht von 600 kg.
Seit dem mittleren Perm entwickelte sich unter den Kriechtieren eine säugetierähnliche Gruppe, die Therapsiden. Die Tiere aus dieser Gruppe hatten Beine, die senkrecht unter dem Körper ansetzten und nicht seitlich, wie bei den anderen Kriechtieren und Lurchen. Im kalten Süden des Großkontinentes Pangaea kamen diese Tiere in Schnee bedeckter Landschaft mit den widrigen Klimabedingungen zurecht, und es wird angenommen, dass sie die ersten Warmblüter waren.
Die küstennahen Lebensräume der marinen Tierwelt waren enger geworden, denn mit dem Zusammenschluss der einzelnen Landmassen zu dem Großkontinent Pangaea gingen viele Küstensäume verloren. Im Perm waren auf dem Meeresboden vor allem Brachiopoden, fächerförmige Moostiere, Schwämme und Fusulinen, das sind spindelförmige Großforaminiferen, die am seichten Meeresgrund lebten, erfolgreich. Unter den permischen Fusulinen können etwa 5 000 Arten unterschieden werden. Die Muscheln waren den Brachiopoden noch zahlenmäßig unterlegen.
In der Hochsee schritt die Evolution der Ammoniten voran. Aus ihnen gingen zudem die Belemniten hervor, das sind Kopffüßer mit Innenskelett. Ihr spitz zulaufendes Gehäuse war außen von einer Hautschicht überzogen, ein Prinzip, welches bei den heutigen Tintenfischen verwirklicht ist. Unter den Fischen hatten sich die Strahlenflosser endgültig durchgesetzt.
Das Ende des Perms wird durch ein Massenaussterben markiert, dem viele Meer- und Landlebewesen zum Opfer fielen. Die im Perm so artenreichen Fusulinen starben ebenso aus wie die altertümlichen Trilobiten und einige Korallengruppen. Von den Moostieren, den Brachiopoden und den Ammoniten überlebten nur sehr wenige Arten. Dagegen waren die Muscheln und Schnecken weniger betroffen.Auf dem Festland starben viele Pflanzen und Wirbeltiere aus; wahrscheinlich war die Nahrungskette zusammengebrochen.
Es wird vermutet, dass auch dieses Massenaussterben in einer Klimaverschlechterung begründet liegt.
Perm – Countdown auf der Moskauer Platform(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
(250 bis 205 Millionen Jahre vor heute)
„Nach dem großen Aussterben an der Perm-Trias-Grenze werden die Karten in der Tier- und Pflanzenwelt neu gemischt. Neuerungen gibt es vor allem bei den Korallen und Landwirbeltieren.“
Mit dem Beginn der Trias wurde das Mesozoikum, das Erdmittelalter eingeläutet. Man nennt es auch das Zeitalter der Dinosaurier.
Trias – Entwicklung einer modernen Tierwelt(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Von dem Massenaussterben an der Obergrenze des Perms erholten sich die Weichtiere am schnellsten. Die Muscheln, die ohnehin von dem Massenaussterben kaum betroffen gewesen waren, wurden zu der wichtigsten Tiergruppe der marinen Organismen. Einige Muschelarten lebten in dem weichen Sediment des Meeresbodens, wo sie Schutz vor Räubern fanden, andere lebten auf dem Sediment. Neben den Muscheln hielten sich wenige Brachiopoden am Meeresgrund auf. Die Ammoniten, die fast vollständig ausgelöscht gewesen waren, traten in der unteren Trias bereits wieder artenreich in Erscheinung.
Riffe wurden in der Unter-Trias von der neu entstandenen Gruppe der Hexakorallen aufgebaut, die sich auch heute noch als Riffbildner betätigen. Die Rifflebensgemeinschaften des Erdaltertums hatten sich nicht in die Trias retten können.
Die Fauna, im Meer wie auf dem Festland, war in der Unter-Trias jedoch insgesamt sehr spärlich.
Der Großkontinent Pangaea existierte weiterhin. Ein Beweis dafür ist das fossil belegte Vorkommen des gedrungenen pflanzenfressenden Reptils Lystrosaurus auf vielen der heutigen Südkontinente. Seine „plumpe Art“ hatte sich auf dem Landweg über halb Pangaea verbreitet. Fossilienfunde anderer Wirbeltiere belegen, dass auch die ehemaligen Nordkontinente dem Großkontinent Pangaea angeschlossen waren. Der Großteil des Festlandes war weit vom Meer entfernt, sodass sich Wüsten ausgebreitet hatten. Im heutigen Mitteleuropa hatte sich ein flaches Meeresbecken eingesenkt, in das zeitweise ozeanisches Meerwasser einströmte. Insgesamt zeichnete sich eine Entwicklung ab, die im Mesozoikum zum Auseinanderbrechen Pangaeas führte.
In der Trias entwickelten sich die Landtiere weiter und es entstanden neue Wirbeltiergruppen. Frösche (Lurche) und Schildkröten (Reptilien) traten erstmalig auf. Aus den säugetierähnlichen Therapsiden gingen die ersten Säugetiere hervor. Sie waren kleinwüchsig und bis zum Tertiär (Periode der Erdneuzeit, Neogen und Paläogen) unbedeutend.
Ceratites, ein Ammonit aus dem oberen Muschelkalk der Mittleren Trias, 9,5 x 7,3 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
In der Ober-Trias hatten sich die ersten flugfähigen Reptilien entwickelt, die Flugsaurier (Pterosaurier).
Diese Tiere, die nicht mit den Dinosauriern verwandt sind, konnten mit ihren Flügeln schlagen. Waren sie jedoch erst in der Luft, dann ließen sie sich gleiten und nutzten zu ihrem Auftrieb warme Luftströmungen aus. Andere landlebende Reptilien zog es wieder zur Nahrungssuche ins Meer, aus ihnen entwickelten sich schwimmfähige Formen.
Eine Gruppe unter den Reptilien zeichnete sich dadurch aus, vorübergehend auf ihren Hinterbeinen laufen zu können. Die Beinansätze dieser Thecodontier befanden sich unter dem Körper, was eine schnelle Fortbewegung ermöglichte. Die Thecodontier werden als Vorfahren der Dinosaurier angesehen. Dinosaurier gab es seit der oberen Trias, waren von der Größe jedoch den anderen Reptilien und Lurchen unterlegen. Erst ab dem Jura waren die Dinosaurier die vorherrschenden Landtiere.
In der oberen Trias fand eine starke Entwicklung unter den Meeresbewohnern statt, die besonders die Ammoniten und Korallen betraf. Am Ende der Trias stand ein Massenaussterben, sowohl unter den Meerbewohnern als auch unter den Landtieren.
Die Pflanzenwelt der Trias bestand im wesentlichen aus Nacktsamern (Gymnospermen) und modernen Farnen. Weiterhin gediehen Gliederpflanzen und Bärlappgewächse. Die Samenfarne nahmen in ihrer Häufigkeit ab und verschwanden noch in der Trias völlig.
Flugsaurier aus der Trias
(205 bis 135 Millionen Jahre vor heute)
„Im Meer eine artenreiche Tierwelt aus Ammoniten, Belemniten, Fischen und Meeressauriern, auf dem Land die Dinosaurier inmitten einer urzeitlichen Pflanzenwelt – Jura, das ist 70 Millionen Jahre Urwelt pur.“
Der Großkontinent Pangaea begann ab dem unteren Jura zu den heutigen Kontinenten auseinanderzubrechen. In den Bruchzonen nahmen neue Flachmeere Platz, die sich mehr und mehr zu Ozeanen eintieften.
Bei den Fischen hatte es bemerkenswerte Neuentwicklungen gegeben. Die moderneren Arten unter ihnen besaßen jetzt eine Schwimmblase, mit der sie ihren Auftrieb regulieren konnten. Die Schwimmblase hatte sich aus der Lunge entwickelt. Einige Knochenfische und Haie waren mit Pflasterzähnen ausgestattet. So konnten sie Schalentiere zermalmen. Die Pflasterzähne haben sich in der späteren Evolution nicht durchgesetzt.
Jura – die große Zeit der Ammoniten und Saurier(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Die Ammoniten entwickelten zunehmend kompliziert verfaltete Kammerscheidewände, die ihren Gehäusen eine größere Stabilität gaben. Eine besondere Gruppe unter den Cephalopoden (Kopffüßern) waren die Belemniten, von denen die ersten im Perm aufgetreten waren. Die Belemniten waren durch ein zigarrenförmiges Gehäuse geschützt, das von einer Hautschicht umgeben war. Sie konnten sehr schnell nach dem Rückstoßprinzip schwimmen und zählten wie die Ammoniten zu den Räubern.
Grammoceras, Ammonit aus dem unteren Jura (Lias, Toarcien), Durchmesser: 6,5 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
In den Meeren herrschte ein großer Formen- und Artenreichtum. Inzwischen hatten die marin lebenden Reptilien eine völlige Unabhängigkeit vom Festland dadurch erworben, dass sie ihren Nachwuchs im Wasser gebaren. So wie die Flugsaurier, hatten auch die Fischsaurier keine enge Verwandtschaft mit den Dinosauriern. Eine Ausnahme sind die seit der Trias existierenden Krokodile, die zu den Kriechtieren gehören. Sie waren ursprünglich Landtiere, hatten zwischenzeitlich marin gelebt und waren im Jura aufs Festland zurückgekehrt. Die Krokodile stammen von den Thecodontiern ab, aus denen auch die Dinosaurier hervorgegangen waren. Die Dinosaurier gliedern sich in zwei Gruppen. Die Saurischia besaßen ein Echsenbecken. In dieser Gruppe gab es sowohl Pflanzen- als auch Fleischfresser.
Fischsaurier aus dem Jura
Fischsaurier aus dem Jura (Stenopterygius quadriscissus), Fundplatte aus Holzmaden
Landsaurier (Stegosaurus)
Dagegen waren die Ornithischier mit einem vogelartigen Becken ausgestattet und ernährten sich ausschließlich von Pflanzen. Dadurch, dass ihre Beine eher unterhalb ihres Körpers ansetzten und nicht wie bei den anderen Kriechtieren seitlich abstanden, konnten die Dinosaurier enorme Körpergrößen entwickeln. Viele der fleischfressenden Dinosaurier bewegten sich auf zwei Beinen fort. Ihre im Verhältnis zur Körpergröße weiten Schritte sind mancherorts als Spurenfossilien erhalten. Sie lassen darauf schließen, dass sich diese Arten sehr schnell fortbewegen konnten.
Unter den fleischfressenden Dinosauriern besaßen die meisten große Schädel und kräftige Kiefer, mit denen sie blitzschnell zuschnappen konnten. Einige Arten schlitzten ihre Beute mit den Krallen auf.
Es verwundert, dass viele der pflanzenfressenden Dinosaurier (Ornithischier) gemessen an ihrer Körpergröße sehr kleine Köpfe hatten. Wie schafften es diese Tiere, die enormen Mengen an pflanzlicher Nahrung zu zerkauen? Die Ornithischier besaßen einen mit „Magensteinen“ ausgestatteten Verdauungstrakt, mit dem die Nahrung zermahlen wurde. Ihre kleinen Kiefer benutzten sie ausschließlich zum Sammeln und Verschlingen von Pflanzen. In ihrem sozialen Verhalten waren die Dinosaurier, jedenfalls was ihren Nachwuchs anbelangt, vorbildlich. Sie bauten Nester, in denen sie die Eier sorgfältig anordneten. Da die Eier an einer Seite abgeflacht waren, geriet diese Ordnung nicht durcheinander. Aus den Eiern geschlüpfte Dinosaurierjunge wurden von ihrer Mutter sorgsam behütet, bis sie selbständig waren.
Fleischfressender Landsaurier (Tyrannosaurus)
Im oberen Jura begann die Entwicklung der Vögel. Aus der Dinosauriergruppe der Ornithischier hatte sich mit dem Urvogel Archaeopteryx eine Art entwickelt, die typische Merkmale rezenter Vögel aufweist. Der Urvogel, der etwa so groß wie eine Taube war, besaß echte Federn. Aufgrund der asymmetrischen Form seiner Federn wird angenommen, dass der Urvogel eingeschränkt flugfähig war. Auch die heutigen flugfähigen Vögel besitzen asymmetrische Federn, die rezenten Laufvögel (z. B. Vogel Strauß, Emu) dagegen symmetrische Federn.
Die Vegetation im Jura wurde von Pflanzen bestimmt, die zu den Nacktsamern gehören. Ihre Samen sind nicht in Fruchtblattgehäusen eingeschlossen, sondern befinden sich z. B. in Zapfen. Mit den Ginkgos tauchte eine neue Baumart auf, die sich bis in die heutige Zeit kaum weiterentwickelt hat. Ginkgos zählen somit zu den „lebenden Fossilien“.
Archaeopterix, Urvogel
(135 bis 65 Millionen Jahre vor heute)
„Die Welt der Ammoniten und Dinosaurier lebt noch einmal richtig auf. Aber schon entsteht eine neue Pflanzenwelt, und auch die neuen Tiere des Planeten sitzen schon in den Startlöchern und warten nur auf einen Anlass, die Saurier-Urwelt abzulösen.“
Der Süden des Großkontinentes Pangaea brach mehr und mehr auseinander, während seine nördliche Landmasse noch zusammenhielt. Es bildeten sich neue Meere und einige der bestehenden Meere weiteten sich auf. Fast während der gesamten Kreidezeit lag der Meeresspiegel über dem heutigen Niveau. Die flachen Randmeere der Kontinente nahmen große Flächen ein und boten der marinen Fauna gute Lebensbedingungen. Das Klima war warm.
Kreide – soviel Wasser wie noch nie(© Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Am Meeresgrund lebten weiterhin Muscheln, von denen sich einige zum Schutz vor Räubern in das weiche Sediment eingruben. Es gab riesige Muscheln mit Schalenlängen bis zu einem Meter. Auch unter den Schnecken gab es neue Formen, die den Meeresgrund vielfältig als Lebensraum nutzten und sich im Gegensatz zu älteren Arten von Würmern, Muscheln und anderen Schnecken ernährten. Solcherlei Nahrung war auch für die Seeigel interessant, von denen aus der Kreide viele Arten bekannt sind.
Etwas höher in der marinen Nahrungskette standen Krabben, Räuber, die am Meeresgrund ein reichhaltiges Nahrungsangebot vorfanden.
In einigen lichtdurchfluteten Flachwasserbereichen tropischer Regionen wuchsen Riffe. Riffbildner waren in der Kreide wie heute Hexakorallen. Aber auch Rudisten (Hippuritoida), eine am Meeresgrund festsitzende neue Gruppe unter den Weichtieren, trugen mit ihren becherförmigen Kalkgehäusen zum Aufbau von Riffkörpern bei. Korallen und Rudisten konkurrierten stark miteinander im Kampf um den Lebensraum. Die Seelilien (Crinoiden) zogen sich im Verlauf ihrer Entwicklung während der Kreidezeit in größere Meerestiefen zurück, um nicht durch Fische abgefressen zu werden. Crinoiden spielen seit der Kreide eine vergleichsweise kleine Rolle gemessen an ihrem Reichtum in früheren erdgeschichtlichen Perioden. Der seichtere Flachmeergrund war nun in weiten Bereichen von Seegras bewachsen.
Unter den Fischen entwickelten sich viele Arten, die sich bis heute nur wenig verändert haben. Alle heute lebenden Haie stammen aus den Formen ab, die sich bis zum Ende der Kreide entwickelt hatten.
Micraster leskei, Seeigel aus der Oberkreide (Turon). Fundort: Oppeln, 6 x 6 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
In den Randmeeren wie in der Hochsee lebten die Ammoniten in vielen Arten. Einige von ihnen „entrollten ihre Gehäuse“, was jedoch nicht heißt, dass sie sich zu den urtümlichen gestreckten Formen der ersten Cephalopoden zurück entwickelten.
Die marine Lebewelt war durch winzige, vorwiegend einzellige, Organismen angereichert. Vielen der höher entwickelten Meeresbewohnern dienten diesen im Wasser schwebenden Organismen als Nahrung. Einige dieser Mikroorganismen waren Fotosynthese betreibende Algen, andere gehörten zur Gruppe der Foraminiferen (kleine Einzeller mit gekammerten Kalkgehäusen). Sie besaßen Gehäuse aus Kalk. Seit dem Jura existierten einzellige Algen mit einem Skelett aus Kieselsäure. Sie machen seit der Kreide eine Großteil des Planktons aus.
Unter den Landbewohnern blieben die primitiven Säugetiere weiterhin unauffällig, es entwickelten sich unter ihnen „im Schatten der Dinosaurier“ viele Arten, die jedoch ohne Ausnahme kleinwüchsig waren. Die Dinosaurier waren in Hinblick auf andere Tiergruppen konkurrenzlos. Es gab in der Kreide relativ wenige fleischfressende Arten, darunter der Tyrannosaurus und das größte fleischfressende Landtier der Erdgeschichte, der Albertosaurus. Die pflanzenfressenden Arten waren zahlreich vertreten. Der Diploductus erreichte eine Länge von ca. 26 Metern. In der Ober-Kreide lebte der hörnertragende Triceratops, dem eine besondere, wenn auch tragische Ehre zuteil wird, wie wir noch erfahren werden.
Auch die anderen Saurierarten entwickelten in der oberen Kreide extreme Körpermaße. Der Flugsaurier Quetzalcoatlus erreichte eine Flügelspannweite von 11 Metern.
Die übrigen Wirbeltiergruppen waren in der Kreide z. B. durch Frösche und Salamander (Lurche) sowie Schlangen, Eidechsen und Schildkröten (Reptilien) vertreten.
Bei den Pflanzen beherrschten in der Unter-Kreide weiterhin die Nacktsamer das Festland. Sie wurden jedoch in der Mitte der Kreidezeit langsam von den neu aufkommenden Blütenpflanzen eingeholt, welche gegen Ende der Kreidezeit die größte Vielfalt ausmachten.
Das Ende der Kreidezeit wurde durch ein katastrophales Ereignis markiert, das für viele Tiergruppen das endgültige Aus bedeutete. Als Auslöser dieses plötzlichen Massenaussterbens wird ein Meteoriteneinschlag diskutiert. Aufgewirbelter Staub könnte über mehrere Jahre die Sonneneinstrahlung deutlich behindert und einen extremen Temperatursturz nach sich gezogen haben.
Die Dinosaurier starben völlig aus. Ihr letzter Vertreter war vermutlich der oben erwähnte hörnertragende Triceratops. Auch andere Gruppen erlebten nicht mehr den Beginn der Erdneuzeit, darunter die Ammoniten und die riesigen schwimmenden Reptilien („Kriechtiere“). Andere Weichtiere konnten sich mit wenigen Arten in die folgende erdgeschichtliche Periode, das Tertiär (heute in Paläogen und Neogen unterteilt), retten.
Hamites, Ammonit aus der Unter-Kreide (Alb). Fundort: Folkestone, England, Länge: 6 cm© Institut für angewandte Geowissenschaften der Technischen Universität Berlin(Fotograf: Wolf Schuchardt)
(65 bis 1,8 Millionen Jahre vor heute)
Dar Begriff Tertiär wird wissenschaftlich nicht mehr genutzt. Das Tertiär wird mittlerweile in Paläogen (65 bis 23 Millionen Jahre vor heute) und Neogen (23 bis 1,8 Millionen Jahre vor heute) unterteilt.
„Die Saurier-Urwelt wird abgelöst von Säugetieren, die sich nun über den Planeten ausbreiten. Die Blütenpflanzen dominieren jetzt die gesamte Pflanzenwelt.“
Mit dem Aussterben der Dinosaurier an der Kreide/Paläogen-Grenze begann die Erdneuzeit, das Zeitalter der Vögel und der Säugetiere. Die Kontinente nahmen langsam ihre heutigen Plätze ein, wobei Indien noch eine eigenständige Landmasse im Pazifik bildete. Nordamerika und Asien standen durch einen schmalen Landstreifen, die Behringstraße, miteinander in Verbindung, sodass zwischen diesen Kontinenten ein Faunenaustausch stattfinden konnte.
Aus den marinen Arten, die das Massenaussterben überlebt hatten, entwickelte sich eine neue Artenfülle. Am Meeresgrund stellte sich mit neuen Formen die alte Ordnung weitgehend ein. Riffe wurden jetzt hauptsächlich von den modernen Hexakorallen aufgebaut, woran sich bis heute nichts geändert hat.
An Stelle der großen Meerreptilien, die am Ende der Kreidezeit ausgestorben waren, durchstreiften seit dem Paläogen Wale die Ozeane. Die Wale hatten sich erst im frühen Paläogen aus fleischfressenden Landsäugetieren entwickelt. Die ersten Wale waren noch verhältnismäßig klein, verglichen mit den Haien, welche nun die größten Räuber im marinen Bereich waren. Unter den Haien ist eine Art aus dieser Zeit fossil überliefert, deren aufgesperrter Kiefer 2 Meter misst.
Walrosse, Robben und Seelöwen tauchten erstmalig wahrscheinlich im Neogen auf.
Die Seeigel waren durch zahlreiche Arten vertreten, darunter auch solche, die auf Sandstränden leben konnten. Auch einige Muscheln lebten im Strandbereich, wo sie sich jedoch z. B. bei Ebbe eingraben konnten.
Tertiär (Paläogen und Neogen) – Säugetiere, Vögel und moderne Landpflanzen( Zoologisches Institut Göttingen, Planet Poster Editions)
Mit verhältnismäßig großen Formen machen die marin lebenden Foraminiferen des Paläogens auf sich aufmerksam. Ihre spiralig gerollten und flach gebauten Gehäuse trugen wesentlich zum Aufbau mächtiger Kalkschichten bei. Aus solchen Kalksteinen wurde die Cheopspyramide in Ägypten gebaut.
Unter den Landpflanzen waren keine sprunghaften Entwicklungen seit der Kreide zu verzeichnen. Wohl aber kamen die Blütenpflanzen mehr und mehr zum Zuge. Die ältesten Vertreter der Rosen stammen aus dem Paläogen. Es entstanden riesige Laubwälder, welche die bis zu jener Zeit vorherrschenden Nadelwälder verdrängten.
Seit dem Auftreten des Urvogels hatten sich die Vögel zu Formen entwickelt, von denen die meisten noch keine ausgesprochenen Flugkünstler waren. Viele von ihnen wateten in seichten Gewässern und verbrachten nur wenig Zeit in der Luft. Es gab auch große Laufvögel, die dem rezenten, südamerikanischen Emu sehr ähnlich waren.
Als fast einzige echte Landbewohner hatten die Säugetiere die große Katastrophe zum Ausklang der Kreidezeit überlebt. In ihrer Körpergröße waren die frühen Säugetiere des Paläogens am ehesten mit heutigen Kleintieren vergleichbar, keines war größer als ein Hund. Die Säugetiere sahen sich auf dem Festland keiner Konkurrenz gegenüber und hatten sich 12 Millionen Jahre nach Beginn des Paläogens in viele Gruppen und Arten aufgespalten.
Wesentliche Merkmalsänderungen, die den Unterschied zu den säugetierähnlichen Kriechtieren ausmachten, waren neben der „Erfindung“ des Säugens z. B. die Entwicklung eines hoch entwickelten Gehörapparates aus ehemaligen Kieferknochen sowie die Veränderung des Verhältnisses von Kopf zu Körper. Mit der Kopfvergrößerung ging eine Vergrößerung des Gehirns, aber auch eine Verkleinerung des Gebisses einher. Das Säugetiergebiss entwickelte sich dahingehend, dass durch ein verbessertes Kauvermögen die Energieausbeute aus der Nahrung stieg. Alle Säugetiere zeichnen sich durch einen großen und andauernden Stoffwechsel aus, der sie zu Warmblütern macht. Ihr Energiebedarf ist entsprechend groß.
Zunächst waren alle Säugetiere Pflanzenfresser, aber wenige Millionen Jahre später tauchten die ersten fleischfressenden Säugetiere auf.
Die Aufteilung der Säugetiere in verschiedene Gruppen und Untergruppen ist außerordentlich kompliziert.
Eine mögliche Grobgliederung ergibt sich durch die Unterscheidung in Beuteltiere (rezent z. B. Känguru) und Nichtbeutler. Es ergibt sich so auch ein geografisches Verteilungsmuster durch Isolation (hier: geografische Eigenständigkeit der Kontinente). Eine dritte Gruppe, die Eier legenden „Kloakentiere“ (rezent z. B. Schnabeltier), ist sehr urtümlich und lässt Gemeinsamkeiten mit Reptilien erkennen.
Ähnlich wie die Dinosaurier, so gibt es auch bei den Säugetieren einen allgemeinen Trend zum Größenwachstum. Dieser Trend führt bei manchen Arten zu seltsamen Lösungen. So haben die Elefanten einen langen Rüssel entwickelt, um an ihre Nahrung zu kommen. Ihr kurzer Hals, der wiederum nötig ist, um den schweren Kopf halten zu können, würde einen rüssellosen Elefanten an der Nahrungsaufnahme hindern.
Anhand der pferdeartigen Säugetiere lässt sich der Trend zum Größenwachstum nachvollziehen. Auch erfolgte bei den Pferdeartigen eine Umbildung des Gebisses zu einem leistungsfähigen Kauorgan. Diese Entwicklung beruhte auf einer klimabedingten Nahrungsumstellung von Blättern auf Gras.
Die ersten Herrentiere (Primaten) tauchten zu Beginn des Paläogens auf. Sie ernährten sich zunächst von Insekten und lebten auf Bäumen.
(1,8 Millionen Jahre vor heute bis heute)
Das aktuelle Bild der Erde
„Die Tendenzen aus dem Neogen setzen sich fort, zumindest solange bis der Mensch die Bühne betritt.“
Die untere Grenze des Quartärs markiert in etwa das Erscheinen der Menschengattung Homo.
Das Quartär ist durch einen häufigen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten gekennzeichnet, der mit starken Schwankungen des Meeresspiegels einherging. Durch die Eiszeiten waren viele Tiere gezwungen, weite Wanderungen hin zu wärmeren Klimaten zu unternehmen. Besonders die Behringstraße zwischen Nordamerika und Asien war eine gut genutzte Landverbindung, die in den Kaltzeiten eisfrei blieb. Im Quartär fand also über weite Gebiete eine Verbreitung von Tierarten statt, die bis dahin auf kleinere Regionen beschränkt gewesen waren. Lediglich auf isolierten Landmassen, wie z. B. Australien, blieben Faunen- und Florenprovinzen erhalten. Eine Säugetierart existiert im Durchschnitt 2 Millionen Jahre, wird dann entweder durch eine neue Art abgelöst oder sie stirbt aus.
Vor diesem Hintergrund wird im weiteren darauf verzichtet, neue Arten vorzustellen. Die Lebewelt des Quartärs entspricht weit gehend der des späten Neogens. Nur die Hominiden, die Menschenartigen, machten eine bemerkenswerte Entwicklung durch, die an anderer Stelle, nämlich in den Etappen der Menschwerdung, verfolgt werden kann.
Stammbaum Pferd
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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