Schutzgebiete

Schutzgebiete erlangen ihren Schutzanspruch durch die ihnen innewohnenden schützenswerten natürlichen Ressourcen, wie z. B. seltene Tier- und Pflanzenarten, landschaftliche und kulturelle Eigenarten, Schönheit oder wissenschaftlichen Wert. Diese sollen durch geeignete Vorsorge- und/oder Schutzmaßnahmen gegen zerstörerische Einflüsse geschützt werden.

Die Biosphäre ist gemeinsamer Lebensraum aller Organismen (inklusive des Menschen) und sichert deren zukünftiges Überleben. Schutzgebiete haben somit eine enorme ökologische, gesellschaftliche, soziale, kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung.

In Deutschland wurde zu diesem Zweck eine Reihe von Schutzgebieten verschiedener Zielsetzung geschaffen. Um den Schutz einheimischer Tier- und Pflanzenarten weiter zu verstärken, soll der Aufbau eines Schutzgebietssystems auf mindestens 10 % der Landesfläche erfolgen.

Die amtliche Ausweisung von Schutzgebieten erfolgt in Deutschland durch die Bundesländer im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG). Es werden folgende Schutzkategorien unterschieden:

  • Naturdenkmal,
  • Naturschutzgebiet (NSG),
  • Landschaftsschutzgebiet (LSG),
  • Naturpark,
  • Biosphärenreservat,
  • Nationalpark.

Naturdenkmal

Ein Naturdenkmal ist ein besonders zu schützendes Landschaftselement (BNatSchG § 28). Es zeichnet sich durch Seltenheit, Eigenart, Schönheit oder wissenschaftlichen Wert aus und unterliegt einem absoluten Veränderungsverbot. Bei einem Naturdenkmal kann es sich um Kleinstflächen wie Standorte von seltenen Pflanzen und Tieren, Wasserfälle und Quellen oder aber auch um Einzelobjekte wie alte Bäume oder Felsen handeln.

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Naturschutzgebiete (NSG)

Naturschutzgebiete sind naturnahe Gebiete, in denen Pflanzen und Tiere wegen ihrer Seltenheit, ihres wissenschaftlichen Werts und/oder Schönheit zusammen mit ihren Lebensräumen geschützt sind (BNatSchG § 23). NSG haben den höchsten Schutzstatus und in der Regel sind die Nutzung und das Betreten weitgehend eingeschränkt. In manchen NSG sind jedoch Erhaltungsmaßnahmen, z. B. Mähen von Feuchtwiesen zum Erhalt von Orchideenstandorten, notwendig. NSG sind meist kleinflächig, nur 20 % sind größer als 100 ha, und nehmen trotz einer Anzahl von über 8 413 bei einer Gesamtfläche von ca. 1,27 Mio. ha nur rund 3,6 % der Landesfläche ein.

Landschaftsschutzgebiet (LSG)

Ein Landschaftsschutzgebiet ist ein meist großflächiger Landschaftsraum, der zur Sicherung eines leistungsfähigen Naturhaushalts, wegen seines besonderen Erholungswerts, seiner biologischen Vielfalt und landschaftlichen Eigenart geschützt wird (BNatSchG § 26). Im Unterschied zum Naturschutzgebiet wird in LSG nicht die Natur selbst, sondern vielmehr ihr Erholungswert, Schönheit, Eigenart oder Vielfalt geschützt. Bestehende wirtschaftliche Nutzungen (wie land-, jagd- und forstwirtschaftliche Nutzung) bleiben in LSG meist erhalten, sofern Beeinträchtigungen des Erholungswerts, der Vielfalt und des natürlichen Wirkgefüges ausgeschlossen werden. In Deutschland gibt es rund 7 203 LSG mit einer Gesamtfläche von etwa 9,9 Mio. ha, was 28 % der Landesfläche entspricht (Bundesamt für Naturschutz, BfN, Stand 2008). Ein Beispiel für ein Landschaftsschutzgebiet ist das „Untere Odertal“ in Brandenburg. (17 774 ha).

Naturpark

Naturparks sind geschützte, großräumige Kulturlandschaften von besonderem Charakter, die zur Erholung der Bevölkerung vorgesehen sind (BNatSchG § 24). Der Schutz erfolgt durch die Ausweisung der überwiegenden Fläche als Landschaftsschutz- oder Naturschutzgebiet. Naturparks dienen meist als Erholungs- und Fremdenverkehrsgebiet und sind daher von Wanderwegen, Camping- und Parkplätzen durchzogen. In Deutschland gibt es über 100 Naturparks mit einer Gesamtfläche von etwa 9,4 Millionen ha. Das entspricht 26,5 % der Landesfläche (Quelle: BfN, Stand 2010). Beispiele dafür sind der Nördliche Teutoburger Wald – Wiehengebirge (122 000 ha) mit der berühmten „Porta Westfalica“ und die Feldberger Seenlandschaft (345 000 ha) mit umfangreichen Feuchtgebieten und naturnahen Buchenwäldern.

Biosphärenreservat

Biosphärenreservate sind international anerkannte, großflächig geschützte Natur- und Kulturlandschaften, die für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch sind oder einzigartige Lebensgemeinschaften beherbergen (BNatSchG § 25). Sie dienen vornehmlich der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Landschaften, die durch die menschliche Nutzung geprägt sind, und ermöglichen wissenschaftliche Forschung und Umweltbildung. Ein wesentlicher Unterschied zum Nationalpark ist, dass neben naturnahen Gebieten auch geschädigte Naturgebiete, wie z. B. Kiesgruben, Braunkohletagebaue, unter der Maßgabe wissenschaftlicher Forschung und Renaturierung als Biosphärenreservat anerkannt werden können.

Biosphärenreservate werden von der UNESCO anerkannt und sind wesentlicher Teil des 1970 geschaffenen Programms „Mensch und Biosphäre“. Ziel dieses Programms ist es, in Modellregionen ein ausgeglichenes und dauerhaftes Zusammenleben von Mensch und Natur zu erproben und zu entwickeln. Angestrebt wird die Schaffung eines globalen Netzwerks repräsentativer Biosphärenreservate.

Abgestuft nach der Intensität menschlicher Nutzung werden drei unterschiedlich geschützte Zonen deklariert:

  • die streng geschützte Kernzone (core area),
  • die abschirmende Puffer- oder Pflegezone (buffer zone),
  • die Entwicklungszone (oder das Übergangsgebiet) (transition area), die zumeist Ansiedlungen und verschiedene Nutzungen aufweist und der Wiederherstellung stabiler, naturnaher Verhältnisse dient.

Derzeit gibt es in Deutschland 16 Biosphärenreservate, einige davon sind länderübergreifend und manche haben gleichzeitig den Status eines Nationalparks. Beispiele sind das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (129 000 ha) mit eiszeitlich geprägten waldreichen Endmoränenlandschaften und das Biosphärenreservat Spreewald (47 400 ha) mit seiner weitgehend naturnahen Auenlandschaft. Abzüglich der Wasser- und Wattflächen der Nord- und Ostsee (666 960 ha) beträgt die Gesamtfläche der Biosphärenreservate in Deutschland mehr als 1,9 Mio. ha, was etwa 3,5 % der Landesfläche entspricht (Quelle: BfN, Stand 2010).

Nationalpark

Nationalparks sind Schutzgebiete, die nach den international gültigen Kriterien der IUCN (International Union for Conservation of Nature) definiert sind.

Ein Nationalpark ist ein verhältnismäßig großes Gebiet, in dem:

1.ein oder mehrere Ökosysteme nicht wesentlich durch menschliche Nutzung oder Inanspruchnahme verändert sind, in dem Pflanzen- und Tierarten, geomorphologische Erscheinungen sowie Biotope von besonderer Bedeutung für Wissenschaft, Bildung und Erholung sind oder das eine besonders schöne natürliche Landschaft aufweist;
2.die zuständige Behörde des betreffenden Lands Maßnahmen getroffen hat, im gesamten Gebiet so früh wie möglich die wirtschaftlichen Nutzungen oder jede andere Inanspruchnahme zu verhindern oder zu beseitigen und wirksam sicherzustellen, dass die ökologischen, geologischen, morphologischen oder ästhetischen Eigenschaften, die zur Ausweisung des Schutzgebiets geführt haben, unantastbar bleiben;
3.Besuchern unter bestimmten Bedingungen zur Bildung, Kulturvermittlung und Erholung Zutritt gewährt wird.

Nationalparks dienen somit vorrangig dem Erhalt und der natürlichen Entwicklung möglichst artenreicher, einheimischer Lebensgemeinschaften ohne lenkende menschliche Eingriffe. Dadurch ist die wirtschaftliche Nutzung von natürlichen Ressourcen durch Land-, Forst-, Wasserwirtschaft, Jagd und Fischerei weitgehend ausgeschlossen. Soweit es der jeweilige Schutzstatus erlaubt, sind wissenschaftliche Umweltbeobachtungen, naturkundliche Bildung und naturnahe Erholungsformen zugelassen.

Die strengen IUCN-Maßstäbe waren in dicht besiedelten Naturräumen wie Europa und Südostasien nicht umsetzbar. So geben die Richtlinien der IUCN vor, dass auf mindestens 75 % der Gesamtfläche das Naturgeschehen ohne nutzende und lenkende Eingriffe gewährleistet sein soll. Um daher Nationalparks in dicht besiedelten Regionen einrichten zu können, räumte die IUCN die Möglichkeit der Ausweisung von Zonen unterschiedlicher Schutzintensität ein.

Die deutschen Nationalparks sind aufgrund ihrer geringen Größe, Naturausstattung und Nutzung weitgehend sogenannte „Ziel-Nationalparks”. Sie sollen über verschiedene Entwicklungsphasen (Gründungs-, Aufbau-, Konsolidierungsphase) an einen einheitlichen internationalen Standard geführt werden. Internationale Anerkennung durch die IUCN erlangten bisher die Nationalparks Bayerischer Wald, Berchtesgaden, Jasmund, Eifel und Hamburgisches Wattenmeer.

Derzeit gibt es in Deutschland 14 Nationalparks mit einer Gesamtfläche von 1,03 Mio. ha, die nach BNatSchG § 24 ausgewiesen sind. Die Nationalparks nehmen 0,54 % der terrestrischen Landesfläche ein und unter Einbeziehung der geschützten Wasser- und Wattflächen ca. 2,7 % der Bundesfläche.

  • Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (auch Biosphärenreservat)
  • Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer (auch Biosphärenreservat)
  • Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer (auch Biosphärenreservat)
  • Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
  • Nationalpark Jasmund
  • Nationalpark Müritz
  • Nationalpark Unteres Odertal
  • Nationalpark Harz
  • Nationalpark Hainich
  • Nationalpark Sächsische Schweiz
  • Nationalpark Bayerischer Wald (auch Biosphärenreservat)
  • Nationalpark Berchtesgaden (auch Biosphärenreservat)
  • Nationalpark Eifel
  • Nationalpark Kellerwald Edersee
Nationalparke in Deutschland

Nationalparke in Deutschland

Die folgende Tabelle gibt detaillierte Informationen zu den 14 Nationalparks, ihrer Gründung, ihrer Gesamtfläche und den dort vorrangig geschützten Lebensräumen (Quelle: Bundesamt für Naturschutz, BfN, Stand Nov. 2010)).

Nationalpark
(Bundesland)
Grün-dungGesamt-fläche
(ha)
vorrangig geschützte
Lebensräume
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
(Schleswig-Holstein)
1985

441 500 (davon ca. 97,7 % Wasser-fläche)

Wattenmeerökosysteme, Salzwiesen, Strände, Sandbänke und Dünen (Flachwasserbereich der Nordsee bis max. 20 m)
Hamburgisches Wattenmeer
(Hamburg)
199013 750 (davon ca. 97,1 % Wasser-fläche)Wattenmeer im Mündungsgebiet der Elbe mit starkem Gezeiten- und Brackwassereinfluss
Nieder-sächsisches Wattenmeer
(Niedersachsen)
1986345 000 (davon ca. 93 % Wasser-fläche)Wattenmeerökosysteme, Salzwiesen und Dünen der Ostfriesischen Inseln
Vorpommersche Boddenlandschaft
(Mecklenburg-Vorpommern)
199080 500 (davon ca. 84 % Wasser-fläche)Boddenlandschaft, Salzwiesen, Dünen und Röhrichte, Kiefern- und Buchenwälder, Trockenrasen, größter Kranichrastplatz Mitteleuropas
Jasmund
(Mecklenburg-Vorpommern)
19903 003 (davon ca. 22 % Wasser-fläche)Kreidesteilküste, Moore Buchenwälder auf Kreidestandorten, Flachwasserökosysteme (küstennahe Ostsee)
Müritz
(Mecklenburg-Vorpommern)
199032 200Seenlandschaft mit Buchen- und Kiefernwäldern, Moore und Bruchflächen (Erlen- und Birkenbruch), Seen, Röhrichte
Unteres Odertal
(Brandenburg)
199510 323Flussauenlandschaft, Altarme und -wasser, Ried- und Röhrichtbestände, Feuchtgrünland, Steppenrasen, Hangwälder
Harz
(Sachsen-Anhalt / Niedersachsen)
1990 / 199424 732Hochlagen-Fichtenwälder, Buchenwälder, Moore, Bergwiesen, Blockhalden und Felsformationen, Fließgewässer
Hainich
(Thüringen)
19977 513Laubmisch- und Buchenwälder mittlerer und reicher Standorte in unterschiedlichen Sukzessionsstadien, reiche Orchideenvorkommen
Sächsische Schweiz
(Sachsen)
19909 350Fels-Wald-Komplexe, Sandsteinfelsen, Schlucht- und Hangwälder, submontane wärme- und trockenheitsliebende Wälder
Bayerischer Wald
(Bayern)
1970
(1997 erweitert)
24 217Buchen-Bergmischwälder mit Tanne, Moore, Hochlagen-Fichtenwälder, Blockhalden, naturbelassene Bergbäche
Berchtesgaden
(Bayern)
197820 808alpine Felsschuttfluren, Rasengesellschaften und Latschen-Gebüsche, subalpine, montane und submontane Wälder, Almweiden, Seen
Eifel
(Nordrhein-Westfalen)
200410 700atlantisch geprägte bodensaure Buchenmischwälder, Fichtenforste, Magerweiden, Felsen, Urft-Stausee
Kellerwald- Edersee
(Hessen)
20045 724submontane, bodensaure Buchenwälder, felsig-trockene Steilhänge, Waldwiesen

Bundesweit betrachtet ist der Anteil der Nationalparks noch zu gering, um die wichtigsten natürlichen Großökosysteme Deutschlands und somit die biologische Vielfalt zu schützen und zu erhalten. Die vorhandenen Lücken im Schutzgebietssystem weitgehend zu schließen ist notwendig. „Wenigstens einen Nationalpark ... sollte sich jedes Bundesland leisten“ (Prof. H. Vogtmann, Präsident des BfN). Zusätzlich wurden im neuen Bundesnaturschutzgesetz (01.02.2002) rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, die die Ausweisung sogenannter „Entwicklungsnationalparks“ ermöglichen.

Niedersachsen, Nationalpark Harz: Der Brocken

Niedersachsen, Nationalpark Harz: Der Brocken

Schutzgebiete - Nationalpark

Internationale Schutzgebiete

Die Ausweisung, Aufgabenstellung und Strukturierung von Schutzgebieten ist international sehr divers. Daher hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) sechs Kategorien für Schutzgebiete entwickelt, die das gesamte Spektrum vom Nationalpark bis zum Naturdenkmal abdecken. Das Ziel von IUCN ist es, Schutzgebiete durch die Eingliederung in Kategorien weltweit vergleichbar zu machen und Standards zu setzen.

Durch die Aufgabenbreite und Zunahme an Bedeutung von Schutzgebieten ist deren Anzahl global nicht mehr überschaubar. So existieren allein über 2 200 Nationalparks in rund 120 Ländern.

Der Yellowstone Nationalpark in den westlichen USA wurde 1872 gegründet und ist der Urvater aller Nationalparks. Eine gigantische vulkanische Eruption vor etwa 640 000 Jahren formte eine der bizarrsten Landschaften mit einem Krater von 48 x 72 km Durchmesser, blubbernden heißen Quellen und spektakulären Geysiren. Große Teile des amerikanischen Westens waren damals bereits einem maßlosen Raubbau zum Opfer gefallen. Der Yellowstone Nationalpark wurde daher mit dem Zweck gegründet, dieses Naturwunder für immer „... zur Erholung und Freude aller Menschen“ zu erhalten.

Nur wenig jünger ist der Krüger Nationalpark in Südafrika. Gegründet 1898 zum Schutz typischer südafrikanischer Savannenlandschaften und ihrer Bewohner, umfasst er heute eine Fläche von etwa 2 Millionen ha. Bekannt vor allem für die Vielzahl seiner Großsäuger, ist der Krüger Nationalpark aber auch insgesamt Heimat einer imposanten Anzahl von 336 Baum-, 49 Fisch-, 34 Amphibien-, 114 Reptilien-, 507 Vogel- und 147 Säugetierarten.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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