Rudimentäre Organe und Atavismen

Rudimentäre Organe stehen oft am Ende von Regressionsreihen. Sie lassen sich durch die Reihung aus Strukturen voll funktionsfähiger Organe verwandter Arten ableiten. Von daher sind sie ein weiteres Indiz für Abstammungszusammenhänge.

Die Griffelbeine am Mittelfußknochen der Pferde haben keine erkennbare Funktion und gelten als Rudimente. Ein Vergleich mit den Fußknochen von Tapir und Nashorn belegen die Regression.
Aufgrund ihrer Lage und der Verknüpfung durch Zwischenformen können die Griffelbeine als homolog zu den Zehen tragenden Mittelfußknochen angesehen werden. Dies gestattet die Annahme, dass die Pferde Vorfahren mit mehrstrahligen Extremitäten hatten.

Weitere Beispiele:
  • Reste des Beckengürtels bei Walen
  • Nägel an den Flossen bei Seelöwen und Walross
  • Gehäusereste bei Nacktschnecken
  • Rückgebildete Augen bei Höhlentieren
  • Wurmfortsatz des Blinddarms beim Menschen
  • Muskeln zur Ohrenbewegung beim Menschen

Die Existenz solcher funktionslos gewordenen Organe ist nur durch die Evolution erklärbar.
Atavismen sind nur gelegentlich bei einzelnen Individuen einer Art ausgebildete Strukturen, die an frühere stammesgeschichtliche Zustände erinnern.
Atavismen gelten als Rückschläge in phylogenetisch frühere Stadien. Sie sind ihrem Wesen nach weniger stark zurückgebildete rudimentäre Organe.
Sie weisen darauf hin, dass die verantwortlichen Gene noch vorhanden, aber normalerweise unterdrückt sind, und werden daher gelegentlich als Folge zufällig bzw. versehentlich reaktivierter „eingeschlafener“ Gene angesehen.

Beispiele:
  • Verlängertes Griffelbein mit Zehenknochen und Huf bei Pferden,
  • schwanzartig verlängertes Steißbein beim Menschen,
  • zwei Leisten zusätzlicher Brustwarzen, starke Behaarung und Halsfistel (offene Kiemenspalte) beim Menschen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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