Rohstoffe und Bewirtschaftung von Land und Meeren

Mit der Erfindung des Ackerbaus und der Viehzucht begann der Mensch vor gut 10 000 Jahren aktiv in das ökologische Gefüge seiner Umgebung einzugreifen und Ökosysteme nach seinem Willen umzugestalten. Seither ist es Ziel der Land- und Forstwirtschaft, einen möglichst hohen Zuwachs an Biomasse zu erzielen, der dann dem Produktionsort weitgehend entzogen wird. Diese großen Mengen geernteter organischer Stoffe werden in den Zentren menschlicher Siedlung „verbraucht“, ihre Reste als „Abfall“ zum Teil über die Gewässer dem Meer zugeleitet.

Nur zu einem geringen Teil – etwa über den Stallmist, die Jauche-Düngung oder die Kompostierung – gelangen diese Stoffe wieder zurück in die Nutz-Ökosysteme. Dafür wird den Nutz-Ökosystemen in steigendem Maße Mineraldünger aus geologischen Sedimenten und aus industrieller Luftstickstoffbindung (Haber-Bosch-Verfahren) zugeführt. Mineralische Dünger, vor allem Nitrate und Phosphate, verweilen nur relativ kurz im Boden, sie werden sehr leicht ausgewaschen und gelangen über das Grundwasser oder die Vorfluter in die Gewässer. Diese Gewässerdüngung hat zu einer starken Gewässereutrophierung geführt. Auch küstennahe Biozönosen sind durch den Eintrag von Mineralstoffen und Schwebeteilchen über die Flüsse gefährdet. Dies gilt zum Beispiel für die auf klares Wasser angewiesenen Korallenriffe. Nährmineralien wie Nitrate und Phosphate können natürlichen Lebensgemeinschaften auch dadurch schaden, dass durch sie wenige, schnell wachsende Arten (z. B. Löwenzahn, Wiesen-Kerbel, Brennnessel) gefördert werden, die alle anderen überwuchern.

Landwirtschaftliche Nutzflächen sind normalerweise gegenüber natürlichen Ökosystemen in ihrer Artenzusammensetzung stark vereinfacht, meistens handelt es sich um Monokulturen aus nur einer Nutzpflanzenart. Solche Systeme sind nicht zur Selbstregulation in der Lage.
Besonders gefährdet sind sie durch das Überhandnehmen spezieller „Unkräuter“ sowie bakterieller, pilzlicher oder tierischer „Schädlinge“. Dagegen werden „Schädlingsbekämpfungsmittel“ (Pestizide) eingesetzt. Usprünglich handelte es sich bei diesen Substanzen um schwer abbaubare Verbindungen, z. B. halogenierte Kohlenwasserstoffe wie DDT, Aldrin, Dieldrin, Heptachlor usw. Sie reichern sich in den Nahrungsketten an und können in den Endgliedern – Konsumenten höherer Ordnung – lebensbedrohende Konzentrationen erreichen. Aber auch moderne Pestizide stellen eine Gefahr für natürliche Lebensgemeinschaften dar.

Eine weitere Gefahr durch unsachgemäß betriebenen Ackerbau und Viehzucht besteht in der Bodenvernichtung. Insbesondere wenn zu steile Hänge bearbeitet werden, kann dies zu Wassererosion führen. Dadurch, dass nach der Ernte unbewachsene Bodenflächen entstehen, kann v. a. in Gebieten mit Trockenzeiten auch Winderosion die Böden abtragen. In vielen semiariden Gebieten ist Überweidung eine große Gefahr. Oft geht dies einher mit exzessiver Brennholznutzung. Auf diese Weise können Kulturlandschaften allmählich zu Wüsten werden (Desertifikation). Die Abholzung natürlicher Wälder ist ein weiteres großes Problem, da diese Waldökosysteme meist sehr empfindlich sind und nur schlecht regenerieren. Gleichzeitig beherbergen sie besonders viele Pflanzen- und Tierarten. Mit den Regenwäldern verschwindet ein großer Teil dieser Biodiversität. Viele wertvolle Ressourcen gehen auf diese Weise verloren, ehe sie entdeckt und erkannt werden konnten.

Die gezielte Bewirtschaftung der Weltmeere steht erst am Anfang, hier ist der Mensch weitgehend noch Jäger und Sammler, allerdings mit sehr ausgereifter Jagdtechnik, die der Jagdbeute kaum eine Chance lässt. So hat die Intensivierung und Mechanisierung der Fangmethoden an vielen Stellen schon zu einer Bedrohung der Fischbestände und zu einer Gefährdung oder sogar Ausrottung von Arten geführt.
Der Einsatz von Treibnetzen ist besonders gefährlich: Ein kilometerlanges, relativ engmaschiges Netz wird über Nacht in den Ozean gehängt und fängt alles, was zufällig vorbeischwimmt, auch solche Tiere, die gar nicht verwertet werden. Dazu gehören junge, noch nicht geschlechtsreife Speisefische, die dann im nächsten Jahr fehlen; außerdem Wale und Delfine, Haie, Schildkröten und Seevögel, die sich beim Tauchen nach Beute im Netz verheddern. Dieser „Beifang“ wird nicht genutzt und bleibt tot oder schwer verletzt im Ozean zurück.

Durch gezielte Aquakulturen könnte man die Nachhaltigkeit der Meereserträge im Prinzip auf hohem Niveau sichern, doch zeigt die bisherige Praxis solcher Anlagen, dass auch hierbei – ähnlich wie bei der Landwirtschaft – die Probleme der Überdüngung und des Pestizidaustrags auftreten, außerdem können nicht indigene Kulturarten zu Faunenverfälschungen führen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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