Plattwürmer sind blatt- oder bandförmige, wirbellose Tiere, deren Körper abgeplattet ist.
Sie leben sowohl im Süßwasser (z. B. Planarie) als auch als Innenparasit in Tieren (z. B. Leberegel im Rind) und im Menschen (z. B. Bandwürmer). Plattwürmer sind weltweit verbreitete Wirbellose. Die Gruppe umfasst laut Bundesamt für Naturschutz in Deutschland 1 170 Arten und weltweit vermutlich über 20 000 Arten.
Zu den Plattwürmern gehören
Schweinefinnenbandwurm
Die Süßwasserplanarie lebt u. a. in den Uferzonen von Flüssen und Seen. Sie ist etwa 20 bis 25 mm lang. Der Körper ist an der Unterseite abgeplattet. Am Vorderende kann man den Kopf mit zwei Augen erkennen. An der Körperunterseite befinden sich Mund- und Geschlechtsöffnung. Der Körper ist achsialsymmetrisch gebaut, d. h., die rechte und linke Körperhälfte sind gleich.
Süßwasserplanarien besitzen männliche und weibliche Geschlechtsorgane, sie sind Zwitter. Sie können sich aber auch ungeschlechtlich durch Querteilung fortpflanzen.
Sie ernähren sich vor allem von Fischeiern und Fischbrut, daher sind sie bei Aquarien-Besitzern unbeliebt.
Die Hautdrüsen der Planarien sondern eine Substanz ab, die in Verbindung mit Wasser zu Schleim wird. Der Schleim dient der Feindabwehr, dem Beutefang und der Fortbewegung auf festem Untergrund.
Die Saug- und Bandwürmer leben als Parasiten. Parasiten oder Schmarotzer sind Organismen, die sowohl außen an anderen als auch in anderen Lebewesen leben und sich dort fortpflanzen. Diese Organismen leben parasitisch, d. h., sie ernähren sich von diesen anderen Lebewesen direkt oder indirekt.
Leben sie außen an anderen Lebewesen, werden diese Tiere Außenparasiten (Ektoparasiten) genannt, leben sie im Körper von anderen Lebewesen, heißen sie Innenparasiten (Endoparasiten). Saug- und Bandwürmer sind Innenparasiten.
Ein Lebewesen, dass einen Parasiten beherbergt, wird als Wirt bezeichnet. Viele Parasiten schmarotzen im Verlaufe ihres Lebens an verschiedenen, aber immer ganz bestimmten Wirten, sie vollziehen einen Wirtswechsel.
Häufig verändern Parasiten während ihrer Entwicklung ihre Körpergestalt, sie vollziehen einen Gestaltwandel bzw. eine Metamorphose.
Den Wirt des erwachsenen Parasiten nennt man Endwirt, den des Parasiten im Jugendstadium Zwischenwirt.
Der Endwirt beherbergt also den geschlechtsreifen Parasiten, der Zwischenwirt die Larve.
Oft wird der Wirt in seinen Lebensfunktionen kaum gestört. Manche Parasiten sind aber sehr gefährlich und können ihrem Wirt gesundheitliche Schäden beifügen oder ihn auch töten.
Der Große Leberegel (Fasciola hepatica) lebt parasitisch in der Leber einiger Säugetiere, z. B. Rind oder Schaf (Endwirt). Sein Körper ist abgeplattet und wird ca. 3 cm lang.
Er ist wie die Süßwasserplanarie ein Zwitter. Ein erwachsener Leberegel legt im Gallengangsystem des Endwirts (Rinder, Schafe, Pferde, evtl. auch der Mensch) Eier ab, die mit dem Kot in die Umwelt gelangen. Unter optimalen Bedingungen reifen die Eier im Wasser und entwickeln sich innerhalb von 9 – 21 Tagen zu Wimpernlarven. Diese suchen ihren Zwischenwirt, meist eine bestimmte Wasserschneckenart. Sie bohren sich in die Schnecke und entwickeln sich zu Schwanzlarven (Zerkarien), die die Schnecke aktiv wieder verlassen. Dann heften sie sich dicht unter der Wasseroberfläche an Pflanzen oder Fallobst an und kapseln sich ein. Die Infektion der Endwirte erfolgt über das Abweiden von Gräsern an Bächen oder auf Feuchtweiden. So gelangen die Parasiten in den Darm des Endwirts. Dort entwickeln sich die Larven weiter und wandern durch die Darmwand und Bauchhöhle in die Leber. Sie ernähren sich vom Lebergewebe. Nach einigen Wochen wandern sie schließlich in die Gallengänge ein, wo sie die sexuelle Reife erlangen und Eier ablegen. Die Eier werden über den Kot befallener Tiere oder Menschen weiter verbreitet. Der Entwicklungszyklus des Leberegels zeigt einen Wirtswechsel.
Der Schweinefinnenbandwurm (Taenia solium) besteht aus einem Kopf und 800 bis 900 Gliedern unterschiedlicher Größe. Er erreicht eine Länge bis zu 6 m. Die Glieder enthalten Nervenstränge und Geschlechtsorgane. Er schmarotzt im Darm des Menschen.
Der Schweinefinnenbandwurm ist an die parasitische Lebensweise gut angepasst. So besitzt er auf seiner Haut eine Schutzschicht, die ihn vor den Verdauungssäften im Darm des Menschen schützt. Mund, Darm und Sinnesorgane fehlen ihm. Die bereits vom Menschen (Endwirt) verdaute Nahrung gelangt direkt über die Hautoberfläche in den Bandwurm. Am Kopf des Tieres befinden sich Haftorgane. Sie dienen ihm zum Festhalten an der Darmwand, sodass er nicht mit dem Kot nach außen transportiert wird.
Der Bandwurm ist Zwitter, besitzt also in jedem Glied Hoden und Eierstöcke. Ein reifes Glied kann bis zu 30 000 Eier enthalten. Die Zahl der Eier, die ein Bandwurm im Laufe seines Lebens abgeben kann, beträgt mehrere Millionen. Er sichert so den Fortbestand der Art.
Die Entwicklung des Schweinefinnenbandwurms ist mit einem Wirtswechsel verbunden. Der Mensch ist Endwirt, das Schwein Zwischenwirt.
Die reifen Glieder des Bandwurms gelangen mit dem Kot des Endwirts nach außen. Sie enthalten befruchtete Eier. Gelangt ein Ei mit dem Futter in den Darm eines Schweins, öffnet es sich und eine Hakenlarve schlüpft aus. Sie durchbohrt die Darmwand, gelangt in die Blutgefäße und mit dem Blut ins Muskelfleisch. Dort wandelt sich die Hakenlarve in eine Finne um. Dies ist eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase, in der die Anlage des Wurms enthalten ist. Durch den Verzehr von rohem, mit Finnen infiziertem Schweinefleisch, z. B. von Gehacktem (oder auch als Thüringer Mett bezeichnet), kann die Finne vom Menschen aufgenommen werden. Im Darm angelangt, wird die Finnenwand aufgelöst und der Kopf des Bandwurms wird ausgestülpt.
Mit dem Hakenkranz und vier Saugnäpfen haftet der Kopf an der Darmwand fest. Gleich darauf bilden sich hinter dem Kopf die ersten Glieder. Nach etwa drei Monaten ist das Tier ausgewachsen und schmarotzt im Darm des Menschen.
Hat ein Mensch mehrere Bandwürmer, verursachen sie einige Schadwirkungen, z. B. Verdauungsstörungen, Leibschmerzen, Erbrechen, Schwindelanfälle und sogar eine Abmagerung des Körpers. Wichtig ist deshalb eine Vorbeugung (Prophylaxe) gegen Bandwurmbefall und eine Bekämpfung des Parasiten.
Vorbeugende Maßnahmen sind z. B. körperliche Hygiene beim Essen, ausreichendes Erhitzen (Kochen, Braten) von rohem Fleisch sowie die tierärztliche Untersuchung des rohen Fleischs in den Schlachtbetrieben. Die gesetzlich vorgeschriebene Untersuchung des Schweinefleischs auf Finnen – die Fleischbeschau – schützt den Verbraucher vor Bandwurmbefall.
Hat man einen Bandwurm, kann er durch Einnahme von bestimmten Medikamenten abgetötet und beseitigt (aufgelöst) werden (Wurmkur unter Aufsicht des Arztes).
Für den Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) können Rinder, Schafe, Schweine, Pferde und der Mensch Zwischenwirt sein, der Endwirt ist der Hund (aber auch mal Wolf, Fuchs, Katze). Eine Infektion kann nur durch Verzehr von rohen Innereien eines infizierten Zwischenwirts erfolgen.
Besondere Merkmale: 3 – 6 mm lang, 3 – 5 Glieder, Kopf mit zweireihigem Hakenkranz und Saugnäpfen
Schadwirkungen: Es bilden sich faust- bis kindskopfgroße Finnen in Organen wie Lunge, Leber, Gehirn. Das hat den Tod des Zwischenwirts (z. B. des Menschen) zur Folge, wenn sie nicht operativ entfernt werden. Der befallene Endwirt zeigt meist keine Symptome.
Prophylaxe: Sauberkeit der Hände, nicht vom Hund lecken lassen, Obst und Gemüse gründlich waschen, kein Verzehr von rohen Innereien.
Für den Rinderfinnenbandwurm (Taenia saginata) ist der Zwischenwirt das Hausrind und der Endwirt der Mensch. Der Mensch scheidet Bandwurm-Glieder mit Eiern über den Kot aus. Durch ungeklärte Abwässer, „wilde Toiletten“ in der Nähe von Weideplätzen usw., nimmt das Rind die Eier auf. Sie entwickeln sich zu Finnen und gelangen in die Muskulatur des Rinds. Durch ausreichendes Erhitzen von Rindfleisch vor dem Verzehr kann der Mensch eine weitere Infektion vermeiden.
Besondere Merkmale: 4 – 10 m lang; Kopf mit vier Saugnäpfen ohne Hakenkranz
Schadwirkungen: Beschwerden wie Übelkeit, Verdauungsstörungen und Abmagerung können beim Endwirt auftreten. Der Zwischenwirt, das Rind, zeigt keine Symptome.
Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) tritt bei Haushunden und Hauskatzen nur sehr selten auf. Beim Menschen verursacht er die Alveoläre Echinokokkose.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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