Der Gedanke, dass Arten sich wandeln und allmählich ineinander übergehen könnten wurde zum ersten Mal ausführlich und klar von JEAN BAPTISTE LAMARCK (1744–1829) geäußert. Er nahm an, dass erdgeschichtlich jüngere von erdgeschichtlich älteren Arten abstammen (Deszendenz-Theorie). Als Erklärung der allmählichen Veränderungen von Merkmalen und Arten nahm LAMARCK an, dass diese durch Gebrauch oder Nichtgebrauch von veränderten Merkmalen weitervererbt werden konnten.
CHARLES DARWIN (1809–1882) konnte als junger Naturwissenschaftler in den Jahren 1831–1835 eine Weltreise unternehmen. Die Beobachtungen und Sammlungen, die DARWIN auf dieser Reise machen konnte, ließen in ihm die Überzeugung reifen, dass Arten nicht konstant sind, sondern wandelbar sein müssten. Als Erklärung für diese „Evolution der Lebewesen“ entwickelte DARWIN die sogenannte Selektionstheorie. ALFRED RUSSEL WALLACE (1823–1913) kam bei zoologischen Forschungen im malaiischen Archipel zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Beide trugen ihre Ergebnisse am 1. Juli 1858 vor der Royal Society in London vor. Den Durchbruch brachte jedoch erst das 1859 veröffentlichte Werk von DARWIN „Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“.
Wichtigste Aussagen der Selektionstheorie zur Abstammung der Arten sind:
DARWINs neue Lehre gewann rasch viele Anhänger, sie war aber auch einer heftigen Gegnerschaft ausgesetzt. In England wurde sie vor allem von THOMAS HENRY HUXLEY (1825–1895) und JOSEPH D. HOOKER (1817–1911) vertreten, in Deutschland z. B. von ERNST HAECKEL (1834–1919) und AUGUST WEISMANN (1834–1914). Eine Folge der Evolutionstheorie war der Versuch, die systematische Ordnung der Lebewesen nun mit ihrer natürlichen Verwandtschaft zu begründen.
Die 1865 von dem Augustinermönch GREGOR MENDEL (1822–1884) in Brünn veröffentlichen Vererbungsregeln wurden zunächst nicht weiter beachtet. Erst im Jahre 1900 entdeckten CARL ERICH CORRENS (1864 –1933), ERICH TSCHERMAK (1871–1962) und HUGO M. DE VRIES (1848–1935) unabhängig voneinander diese Regeln erneut. Daraus entstand die von WILLIAM BATESON (1861–1926) 1905 „Genetik“ benannte neue Biowissenschaft. Zunächst wurde vor allem die Bedeutung der Mutationen in der Evolution von Genetikern und Evolutionsforschern unterschiedlich gesehen. Diese Kontroverse wurde durch die „synthetische Theorie“ beendet, die Erkenntnisse aus der Populationsgenetik, der Ökologie, der Biogeografie, der Paläontologie und der Phylogenetik verarbeitete.
Während man bis zur Mitte des 19. Jh. davon ausging, dass die „Urzeugung“ – die spontane Entstehung einfachen Lebens – möglich wäre, wurde dies durch sorgfältige Versuche von LOUIS PASTEUR (1822–1895) endgültig widerlegt.
Doch wie war dann das erste Leben auf der Erde entstanden? Die Theoriebildung zu diesem Thema wurde vor allem durch die Versuche von STANLEY LLOYD MILLER (1930–2007) angeregt. MILLER simulierte in einer Experimentalanordnung die vermutete Zusammensetzung der Erd-Uratmosphäre, in dem er Wasserstoff mit Methan, Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Ammoniak mischte und in dieses Gemisch elektrische Funkenentladungen („Blitze“) einschlagen ließ. Die dabei entstandenen Gase wurden in einer wässrigen Phase aufgefangen. Nach mehreren Versuchszyklen konnten Ameisensäure, Essigsäure, Harnstoff und Aminosäuren – einfache Bausteine des Lebens – nachgewiesen werden. Damit war bewiesen, dass unter Bedingungen, wie sie auf der Urerde geherrscht haben könnten, Bausteine des Lebens entstehen konnten.
Allerdings wird bis heute über den Ablauf und den Ort der Biogenese diskutiert. Auch eine extraterrestrische Lebensentstehung – wie sie zum ersten Mal 1906 von dem schwedischen Physikochemiker SVANTE AUGUST ARRHENIUS (1859–1927) vermutet wurde – gilt bis heute für möglich.
Stand: 2010
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