DIAN FOSSEY wurde 1932 im kalifornischen Faifax geboren. Zunächst an der Veterinärmedizin interessiert, entschied sie sich für eine Ausbildung als Bewegungstherapeutin und arbeitete mehrere Jahre in einem Kinderkrankenhaus in Louisville, Kentucky. Mit 31 Jahren traf DIAN FOSSEY den bekannten Paläontologen LOUIS LEAKEY, der in Afrika lang angelegte Freilandbeobachtungen von Primaten förderte, wie z. B. JANE GOODALLs Langzeitstudie mit wildlebenden Schimpansen in Tansania. Für ein Berggorilla-Projekt im Virunga-Nationalpark in Zaire suchte er eine entschlossene und urwaldtaugliche Mitarbeiterin.
DIAN FOSSEY überzeugte ihren Mentor und wurde LEAKEYs „Gorillamädchen“. Damit erfüllte sich für sie eine lang gehegte Sehnsucht. „Viele Jahre habe ich mir gewünscht, nach Afrika zu gehen. Mich lockten die Wildnis und die große Vielfalt freilebender Tiere, die dieser Kontinent beherbergt.“ (Dian Fossey: Gorillas im Nebel. Droemer Knaur 1991, S. 19). Mit Unterstützung der National Geographic Society und der Wilkie Foundation errichtete sie Anfang 1967 eine erste Forschungsstation in Kabara, Zaire. Politische Unruhen erzwangen die Verlegung des Camps auf ruandisches Gebiet. Im September 1967 gründete DIAN FOSSEY das Karisoke-Forschungszentrum am Fuße des Mount Visoke.
Bald ergriff DIAN FOSSEY eine tiefe Zuneigung zu den „sanften Riesen“. Mit einheimischen Helfern verfolgte sie hartnäckig afrikanische Wilderer, die Jagd auf die gefährdeten Tiere machten. Obwohl verboten, legten die Wilderer im ausgewiesenen Naturschutzgebiet Fallen und Schlingen aus, fingen Jungtiere für den Verkauf an Zoos oder töteten Gorillas, um mit makabren Trophäen Geld zu machen. Der Mord an ihrem Lieblingsaffen DIGIT verschärfte die Auseinandersetzungen. DIAN FOSSEY entschloss sich zu einer aggressiven Kampagne gegen die illegale, aber geduldete Wilderei und organisierte bewaffnete Patrouillen.
Durch zahlreiche Fachpublikationen errang DIAN FOSSEY weltweit Anerkennung für ihre wissenschaftliche Arbeit und galt bald als weltbeste Expertin für Berggorillas. 1974 erhielt sie von der University of Cambridge den Doktortitel für Zoologie. Beeindruckende Fotoserien erschienen im Magazin National Geographic, Stiftungen wie der DIGIT Fund unterstützten ihre Arbeit finanziell. 1983 erschien ihr Buch „Gorillas im Nebel“, das ihre Arbeit auch über Fachkreise hinaus bekannt machte.
DIAN FOSSEYs kompromissloses Eintreten für ihre Schützlinge, aber auch ihr unnachgiebiger Charakter schufen ihr nicht nur Freunde.
Anfeindungen und wiederholte Drohungen überschatteten die Jahre vor ihrem gewaltsamen Ende: Am 26.12.1985 drang ein Unbekannter in ihre Hütte in Karisoke ein und erschlug sie mit einer Machete. Erst einen Tag später fand sie ein Mitarbeiter der Station blutüberströmt auf ihrem Bett. Der Mord blieb bis heute unaufgeklärt. DIAN FOSSEY wurde auf dem Gorillafriedhof in der Nähe der Forschungsstation beigesetzt.
DIAN FOSSEY gewann als erste Verhaltensforscherin faszinierende Einblicke in die Familien- und Sozialstrukturen der Berggorillas, als Tierschützerin und Autorin trat sie konsequent für die Erhaltung der bedrohten Art ein. Zusammen mit JANE GOODALL und BIRUTE GALDIKAS gehört DIAN FOSSEY zu den drei großen Biologinnen, die Überragendes für die Primatenforschung geleistet haben.
Ihre Arbeit war nicht einfach: Unermüdlich durchstreifte sie das unwegsame Gelände des Virunga-Nationalparks mit seinen tiefen Schluchten und nebelumwobenen Vulkanhängen, immer auf der Fährte der Berggorillas. Nach anfänglich versteckten Kontakten gelang es DIAN FOSSEY mit viel Ausdauer, die scheuen Tiere an ihre Gegenwart zu gewöhnen (habituieren). Begeistert berichtete sie von ihrer ersten Kontaktaufnahme:
„PEANUTS (...) futterte etwa fünf Meter neben mir, als er plötzlich innehielt, sich umdrehte und mich ansah. Sein Augenausdruck war unergründlich. ... PEANUTS beendete diesen unvergesslichen Augenblick mit einem tiefen Seufzer und futterte ruhig weiter. Jubelnd kehrte ich zur Station zurück und telegrafierte an Dr. LEAKEY: Wurde endlich von einem Gorilla akzeptiert.“
(Dian Fossey: Gorillas im Nebel. Droemer Knaur 1991, S.191 f.) PEANUTS war ca. 2 Jahre später der erste Gorilla, der DIAN berührte.
Ihre Kontakte zu den Berggorillas intensivierten sich. Zur Identifizierung der Tiere legte sie eine Kartei mit charakteristischen Nasenzeichnungen an. Den meisten von ihnen gab sie individuelle Namen. Einige, so DIGIT, PEANUTS und ONKEL BERT, wurden durch ihre eindrucksvollen Schilderungen in „Gorillas im Nebel“ weltbekannt. Durch ihre fast 20 Jahre währende Feldstudie konnte DIAN FOSSEY neue und verblüffende Erkenntnisse über das Leben des Gorilla gorilla beringei gewinnen:
Berggorillas leben in sozialen Verbänden von zwei bis zwanzig Tieren. Jede Gruppe wird angeführt von einem älteren erfahrenen Männchen, dem Silberrücken, der mit mehreren erwachsenen Weibchen und ihren Jungtieren zusammenlebt. Sie sind polygam und bilden Harems. Ihre verwandtschaftliche Nähe garantiert einen meist lebenslangen Familienzusammenhalt. Sie gehen gemeinsam auf Futtersuche und verteidigen bei Gefahr ihre Jungtiere. Nur jüngere geschlechtsreife Tiere verlassen die Gruppe und schließen sich anderen an. Treffen zwei Gruppen aufeinander, kann es zwischen den erwachsenen dominanten Gorillamännern durchaus auch zu Kämpfen auf Leben und Tod kommen.
In den Gruppen herrscht eine ausgeprägte Rangordnung, die durch Geschlecht, Alter und Erfahrung bestimmt wird. Gegenseitige Fellpflege (Grooming) und fürsorgliches Verhalten gegenüber Jungen und schwachen Tieren festigen die soziale Bindung. Zur Verständigung benutzen Gorillas verschiedene Laute, DIAN FOSSEY hat in ihren beiden Hauptstudiengruppen und bei zwei gefangenen Jungtieren die verschiedenen Lautgebungen (Vokalisationen) aufgezeichnet, sie reichen von aggressiven Warnrufen, Bell- und Grunzlauten bis zum heiseren Glucksen der Jungtiere beim Spielen.
DIAN FOSSEY leistete in Karisoke wissenschaftliche Pionierarbeit. Sie bildete Helfer und Studenten aus und sicherte die Fortführung ihrer Arbeit. Ihr letzter Tagebucheintrag lautete: „Wenn dir der Wert des Lebens bewusst wird, dann verweilst du nicht in der Vergangenheit, sondern konzentrierst dich auf die Gestaltung der Zukunft.“ Obwohl die Population der Berggorillas im Virunga-Gebiet in den letzten Jahren etwas zugenommen hat, bedarf es weiterhin eines aktiven Natur- und Artenschutzes, um den „sanften Riesen“ auch in diesem Jahrhundert Lebensraum und damit eine Überlebenschance zu sichern.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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