Der Evolutionsbegriff

Das Wort Evolution kommt aus dem Lateinischen (evolvere = abwickeln bzw. evolutio = ausrollen) und legt das Ausrollen einer bereits existenten Struktur nahe. Im 18. Jahrhundert wurde mit dem Wort Evolution im biologischen Zusammenhang folglich die Embryonalentwicklung im Sinne der Präformationslehre bezeichnet. Ursprünglich wird der Evolutionsbegriff auch mit der Entstehung des Lebens in Zusammenhang gebracht. Viele bedeutende Evolutionsforscher, wie z. B. auch DARWIN, benutzten das Wort Evolution anfänglich nicht, sondern sprachen von Deszendenz, Transmutation oder „gemeinsamer Abstammung mit Modifikationen“.

Erst der Philosoph HERBERT SPENCER (1820-1903) führte um 1860 die Verwendung des Evolutionsbegriffs im Sinne der Veränderung von Arten ein. Nach neueren Auffassungen umfasst die biologische Evolution zwei Vorgänge, nämlich die Weiterentwicklung von Arten (Arogenese oder Transformation) und ihre Aufspaltung im Raum (Allogenese oder Speziation). Während die Allogenese Evolutionsprozesse auf einem bestimmten Niveau (adaptive Zone) umfasst, kann es in seltenen Fällen dazu kommen, dass ausgehend von einer Art oder einer kleinen Gruppe von Arten der evolutive Übergang von einer adaptiven Zone zu einer neuen Zone auf ein neues Niveau geschafft wird. Auf diesem neuen Niveau erfolgt dann eine erneute adaptive Aufspaltung.

Bei den Übergängen von einer Zone zu einer neuen adaptiven Zone ist es möglich, dass viele Gruppen in den interzonalen Räumen untergehen. Die Übergänge von einem Niveau zu einem neuen werden durch evolutive Neubildungen ermöglicht (von I zu II Kieferbogen, von II zu III Lungen, Beine, von III zu IV Eihüllen, von IV zu V Federkleid, von IV zu VI Haarkleid, Milchdrüsen, sekundäres Kiefergelenk). Bei der Evolution handelt es sich um Veränderungen in den Eigenschaften von Populationen von Organismen, die die Lebenszeit eines einzelnen Individuums überschreiten. Die Individualentwicklung (Ontogenese) kann demnach nicht mit dem Evolutionsbegriff im engeren Sinne gekennzeichnet werden, einzelne Lebewesen evolvieren nicht.

Gegenstand der Evolutionsbiologie ist damit nur die Frage nach der Phylogenese (Stammesentwicklung) der Lebewesen. Die Phylogenese verläuft über Jahrmillionen und setzt sich aus vielen nacheinander ablaufenden Ontogenesen zusammen. Evolutive Prozesse laufen nur in der Phylogenese und nicht während der Ontogenese ab. Betrachtet man die Ontogenesen als Generationenfolge, kann man sagen, dass das die biologische Einheit ist, in der die Uhr der Evolution tickt. Die Grundeinheiten für evolutive Prozesse sind Populationen. Unter den Veränderungen von Populationen werden nur jene als evolutionär bezeichnet, die erblich sind und über das genetische Material von Generation zu Generation weitergegeben werden. In diesem Sinne ist Evolution die Veränderung der Genhäufigkeit für ein Merkmal im Verlauf der Zeit.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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