Demokrit von Abdera (Demokritos)

Kindheit, Jugend und Ausbildung

DEMOKRITOS von Abdera war ein griechischer Philosoph und lebte von 460 bis ca. 371 v. Chr. Abdera war zu dieser Zeit ein wichtiger Warenumschlagplatz und kulturelles Zentrum. Es lag am Handelsweg zwischen Thrakien und Persien und war auch Heimatstadt von PROTAGORAS und HIPPOKRETOS.

DEMOKRIT war ein Schüler des LEUKIPP VON MILET bzw. LEUKIPPOS (um 450 v. Chr.) und gilt als der Begründer des Atomismus sowie als Entdecker des Kausalitätsgesetzes. DEMOKRIT unternahm zahlreiche Forschungsreisen, vor allem nach Ägypten und Babylonien, Persien und Indien. Bei diesen Reisen verbrauchte er das gesamte Vermögen, welches er von seinem Vater geerbt hatte. Das Verschleudern von Vermögen war damals strafbar und so wurde DEMOKRIT vor Gericht gestellt. Zu seiner Verteidigung las er aus seinen Werken und die Richter kamen zu der Überzeugung, dass er mit seinen Bildungsreisen das Geld seines Vaters gut angelegt hatte. Leider sind viele seiner Werke im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen.

Wissenschaftliche Vorbilder

DEMOKRIT tauschte sich mit ANAXAGORAS (499–428 v. Chr.) aus, der ca. 30 Jahre lang in Athen lehrte und alles Entstehen als Zusammenmischung und alles Vergehen als Entmischung von Urelementen erklärte. ANAXAGORAS war weiterhin der Auffassung, dass alle Gestirne aus denselben Stoffen wie die Erde bestehen würden und nahm daher an, dass es sich bei der Sonne, den Sternen und den Planeten um glühende Felsbrocken handelt.

Frage nach dem Urgrund des Seins

Auch DEMOKRIT stellte die Frage aller Fragen: „Was ist das – der Urgrund des Seins?“ Im Laufe seiner Studien und Arbeit kam er schließlich zu dem Schluss, dass es in Wirklichkeit nur die Atome und das Leere gibt. Er stellte die These von den letzten, unteilbaren Teilchen auf, die die Bausteine aller Dinge sind und nannte sie Atome (griechisch: das Unteilbare). Gleichzeitig ordnete er den Atomen jene Eigenschaften zu, mit denen PARMENIDES (um 540–480 v. Chr.) das Sein beschrieben hatte, nämlich Ewigkeit, Unvergänglichkeit, Unteilbarkeit und Kompaktheit.

DEMOKRIT ging davon aus, dass das Sein nicht unbeweglich ist. Stattdessen besteht bei ihm das Sein aus unendlich vielen Atomen, die sich im Raum bewegen. Zur Unterscheidung der Atome nannte er Merkmale quantitativer Natur: „Sie unterscheiden sich durch die Gestalt, die mit der Größe verbunden ist, durch die Lage und durch die Anordnung.“ Außerdem war er davon überzeugt, dass eine Kraft, die das Entstehen und Vergehen bewirkt, unnötig ist. Denn die wesentliche Eigenschaft der Atome ist ihre Beweglichkeit. Dabei sah DEMOKRIT die Beweglichkeit der Atome als bloße Ortsveränderung und übersah, dass alle Körper, die in der Leere fallen, die gleiche Geschwindigkeit haben. Das bedeutet aber, dass die Körper zueinander ihre Position nicht verändern. Ein Aufprall, ein Wirbel oder die Verkettung von Atomen sei somit nicht möglich.

DEMOKRIT betrachtete den leeren Raum als Voraussetzung dafür, dass die Atome sich überhaupt frei bewegen können. Daher müssen die in unendlich großer Zahl vorhandenen Atome stets einzeln und getrennt sein. Für diese Trennung der Atome voneinander ist die Leere verantwortlich, die somit auch die Bedingung für die Bewegung der Atome darstellt und für ihre Vielfalt und Einzelheit verantwortlich ist. DEMOKRIT bezeichnete den leeren Raum als das Nichtsein. Sein und Nichtsein bestehen für ihn nebeneinander und unveränderlich. Einzig die Verkettung der Atome kann sich ändern, nicht aber die Atome selbst oder die Leere. In den verschiedenen Dingen sei, so DEMOKRIT, die Leere in unterschiedlichem Umfang vorhanden. Danach besitzen weiche Dinge viel Leere und harte Dinge wenig.

Ursache–Wirkungs–Verhältnis und Atomtheorie

DEMOKRIT war jeglicher Zufall fremd. In seiner Auffassung von Kausalität war nur ein lineares Ursache–Wirkungs–Verhältnis zulässig. Er schloss jede andere Möglichkeit aus. Den Satz vom zureichenden Grund interpretierte DEMOKRIT wie folgt: „Nichts geschieht ohne Ursache, sondern alles hat einen ausreichenden Grund.“
Er formulierte auch: „Nicht ein Ding entsteht ohne Ursache, sondern alles entsteht aus irgendeinem Grund und mit Notwendigkeit.“

Seine Atomtheorie bildete die Grundlage für DEMOKRITS Kosmologie. Danach ist der Kosmos unendlich. Er kann weder entstehen noch vergehen. Ausschließlich die unendlich vielen Welten, die sich in ihm befinden, können entstehen und wieder vergehen. Er ging davon aus, dass die einzelnen Welten von unterschiedlicher Dauer sind. Die Entstehung der Welten leitete DEMOKRIT aus der Wirbelbewegung ab: „Es habe sich ein Wirbel mannigfaltiger Gestalten aus dem All abgesondert.“ Den Menschen selbst sah DEMOKRIT als Kosmos im Kleinen, dessen Atome auf bestimmte Art miteinander verkettet sind.

Bezug nehmend auf seine Atomlehre ging er davon aus, dass auch die Seele aus Atomen besteht. Er sah die Seele als eine Art Feuer und Warmes und verstand sie als einen Komplex aus runden, glatten, feurigen und beweglichen Atomen. DEMOKRIT leugnete die Existenz des Geistes nicht, im Übrigen war die Scheidung von Seele und Geist in der Seelenlehre von ARISTOTELES (384–322 v. Chr.) von Bedeutung.

DEMOKRITS Seelenatome sind ebenso unvergänglich wie die anderen Atome und zerstreuen sich, wenn der Tod eintritt. Mit dieser Auffassung war DEMOKRIT der erste griechische Philosoph, der die Unsterblichkeit der Seele nach dem Tod, gleich welcher Interpretation, entschieden zurückwies. Er ging davon aus, dass jeweils zwischen zwei Atome ein Seelenatom „zwischengeschaltet“ ist, welches ihnen seine Bewegung mitteilt. Dabei versteht er unter Bewegung sowohl die körperliche als auch die auf Wahrnehmung beruhende Bewegung und das Denken. Für das Leben bestimmend ist bei DEMOKRIT die Atmung.

DEMOKRIT – Begründer der Induktionslogik

DEMOKRIT gilt als der Begründer der Induktionslogik, d. h. der Vorgehendsweise, aus der Beoachtung zahlreicher Einzelphänomene eine übergeordnete Gesetzmäßigkeit abzuleiten. Dabei räumt er der Analogie eine bedeutende Stellung ein. Er war der Überzeugung, dass es grundsätzlich möglich sei, die Wahrheit zu erkennen, wenn man von der sinnlichen Wahrnehmung und der Beobachtung einzelner Fakten zur Verallgemeinerung übergeht.

Bedeutung für die Wissenschaft

Mit DEMOKRITs atomistischer Auffassung war die materialistische Anschauung der Antike auf ihrem Höhepunkt angekommen. Einer seiner berühmtesten Schüler war METRODOR VON CHIOS, der seine Atomtheorie und seine Kosmologie weiterentwickelte.

DEMOKRITs Atomtheorie gewann in der Zeit der Renaissance wieder zunehmend an Bedeutung und gab dieser geistigen und wissenschaftlichen Erneuerungsbewegung wesentliche Impulse.

DEMOKRIT verstand als Erster die Milchstraße als ein Phänomen, das durch das Zusammenwirken zahlreicher einzelner Sterne zustande kommt.

DEMOKRIT beschäftigte sich mit dem Bau der niederen Tiere und nahm eine Einteilung der Tiere in Wirbeltiere (Tiere mit Blut) und Wirbellose (Tiere ohne Blut)vor, die später von ARISTOTELES übernommen wurde.

In seinen ethischen Schriften vertrat DEMOKRIT die These, dass das höchste anzustrebende Gut die Glückseligkeit durch das Wohlbefinden der Seele sei. Für diese Auffassung bekam er den Beinamen 'lachender Philosoph'.

Zitatensammlung DEMOKRITs, des lachenden Philosophen:

  • „Die Geizigen sind den Bienen zu vergleichen: sie arbeiten, als ob sie ewig leben würden.“
  • „Es werden mehr Menschen durch Übung tüchtig als durch ihre ursprüngliche Anlage.“
  • „Das Glück wohnt nicht im Besitze und nicht im Golde, das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause.“
  • „Ein Leben ohne Freude ist wie eine weite Reise ohne Gasthaus.“
  • „Des Vaters Selbstbeherrschung ist der beste Unterricht für seine Kinder.“

Er starb um 371 v. Chr. in seiner Heimatstadt Abdera.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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