Spinnentiere, Netzbau

Einordnung

Ob Zecke, Milbe, Skorpion oder Haustarantel, alle gehören der Klasse Arachnida (Spinnentiere) an. Über 60 000 Arten der Spinnentiere, die zu den Gliederfüßer (Stamm Arthropoda) gehören, sind heute weltweit bekannt, davon kommen etwa 3 700 Arten in Deutschland vor (Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), Daten zur Natur 2004). Allein über 40 000 Arten weltweit zählt man zu der Ordnung Araneae (Spinnen, auch als Echte Spinnen oder Webspinnen bezeichnet). Sie haben sich an fast alle existierenden Ökosysteme angepasst und unterscheiden sich in einer Fülle von Merkmalen in Verhalten und Lebensweise. In Europa sind über 1 000 Arten dieser äußerst nützlichen Tiere beheimatet. Das wahrscheinlich eindeutigste Unterscheidungsmerkmal zwischen den verschiedenen Arten ist, ob ein Netz zum Beutefang gebaut wird oder nicht.

Das Radnetz

Das typische Fangnetz der in Deutschland weit verbreiteten Kreuzspinne ist das Radnetz. Es ist ein sehr interessantes Bauwerk, welches immer nach dem gleichen Muster gebaut wird. Übrigens konstruieren nicht nur Kreuzspinnen nach diesem Muster ihr Radnetz, auch andere Spinnenarten. Den Bauvorgang müssen die Kreuzspinnen nicht erlernen, denn da dieses Verhalten angeboren ist, entsteht bereits beim ersten Versuch ein fangsicheres Gewebe aus dünnen Fäden. Aber nicht alle Spinnen fertigen ein solches Radnetz an.

Einige Beispiele für Spinnenarten und deren Netze:

  • Kugelspinne: Haubennetz
  • Trichterspinne: Trichternetz
  • Sektorspinne: Teil-Radnetz
Gemeine Kreuzspinne im Radnetz Bernd Dapprich

Gemeine Kreuzspinne im Radnetz Bernd Dapprich

Beim Bau des Radnetzes legt die Kreuzspinne (Araneus diadematus), immer erst ein Y-förmiges Grundgerüst an. Nachdem sie einen Ast, einen Pflanzenhalm oder einen anderen geeigneten Ankerplatz für einen ersten Faden erklommen hat, erzeugt sie mithilfe ihrer Spinndrüse, die an ihrem Hinterleib sitzt, einen Spinnfaden. Diesen lässt sie solange durch den Wind in der Umgebung bewegen, bis er sich an einem anderen Ast verfängt. Nachdem der erste Stützfaden fest sitzt, stellt sie die Fadenproduktion ein und befestigt ihn auf dem Ast, auf dem sie sich gerade befindet. Dann krabbelt die Kreuzspinne in die Mitte dieses Fadens und seilt sich von dort mit einem weiteren Faden so weit ab, bis sie einen dritten festen Punkt erreicht. Nachdem das entstandene Y-Grundgerüst gestrafft wurde, klettert die Spinne nun zu einem der oberen Aufhängepunkte, und beginnt von dort aus die Rahmenfäden zwischen den Eckpunkten zu ziehen. Der Netzrohbau ist nun fertig.

Damit die Spinne ihre Fangspirale bauen kann, sind jetzt noch einige Radialspeichen nötig, die auch Stützfäden genannt werden. Sie verlaufen aus dem Netzmittelpunkt zu den Rahmenfäden. Da mit diesem Netzgerüst noch keine Insekten gefangen werden können, muss die Spinne nun mit dem Bau der Fangspirale beginnen. Sie beginnt im Netzzentrum eine Hilfsspirale auszubilden. Dazu verknüpft sie nahe dem Mittelpunkt einen neuen Faden mit einer Speiche und beginnt nun langsam kreisförmig nach außen zu wandern. Die dabei entstehende Hilfsspirale wird mit jeder Radialspeiche leicht verknüpft. Ist die Spinne außen angekommen, beginnt für sie der letzte Bauabschnitt. Aus ihrer Spinndrüse wird nun ein sehr klebriger Faden ausgeschieden, der sogenannte Fangfaden. Diese am Hinterteil sitzende Drüse sondert durch viele kleine Öffnungen den flüssigen Faden aus. Dieser erstarrt sehr schnell an der Luft und härtet aus. Die Hilfsspirale, die Speichen und das Grundgerüst bestehen aus einer nicht klebenden Fadenart. Diese ist äußerst strapazierfähig und bildet im fertigen Netz die Laufstrecken für die Spinne, damit sie schnell und ungehindert zur zappelnden Beute gelangen kann. Damit das Netz nicht zerrissen wird, wenn die Kreuzpinne selber den Fangfaden berührt, benetzt sie ihre Füße regelmäßig mit eigenem Speichel.

Der Fangfaden ist der einzige klebrige Faden, der von den Spinndrüsen ausgeschieden wird. Wenn die Spinne diesen Faden zieht, krabbelt sie die Hilfsspirale von außen nach innen und frisst diese dabei wieder auf. So kann dieser seidenähnliche Stoff wiederverwendet werden. In der Netzmitte angekommen, setzt sich die Kreuzspinne in ihre Warte (Mitte) und wartet auf Beutetiere, die in ihr 20 – 50 cm großes Netz fliegen. Meist versteckt sie sich jedoch in einem Schlupfwinkel am Netzrand und überwacht mithilfe eines Signalfadens das Fangnetz. Je nachdem wie groß ihr Hunger ist, spinnt sie das gefangene Insekt ein und füllt es mit Verdauungssaft, oder sie lässt das Beutetier dort hängen, bis der Hunger wieder so groß ist, das Insekt zwecks Nahrungsaufnahme „vorzubereiten“. Da Spinnen ihre Beute nicht fressen können, muss die Beute erst mit einem Biss gelähmt und anschließend mit Verdauungssekret gefüllt werden. Einige Zeit später kann die Spinne dann den nährstoffreichen Nahrungssaft aus dem Beutetier heraus saugen. Spinnen haben also eine Außenverdauung.

Bau eines Radnetzes

Bau eines Radnetzes

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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