Diejenige Literatur, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen ist, wird als Nachkriegsliteratur bezeichnet.
THEODOR W. ADORNO (1903–1969, Bild 1) sprach von der Unmöglichkeit der Literatur nach Auschwitz:
„... nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frißt auch die Erkenntnis an, die ausspricht, warum es möglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“
(ADORNO)
Auch die Revision dieses krassen Standpunktes angesichts der Lektüre der „Todesfuge“ von PAUL CELAN zeigt die Hilflosigkeit der Intellektuellen gegenüber den unvorstellbaren Grausamkeiten, die im Namen des deutschen Volkes geschehen waren: Das perennierende Leiden hat soviel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe sich kein Gedicht mehr schreiben.“ (ADORNO)
In Ost und West siedelten sich jeweils verschiedene Autorengruppen an, die die Literatur bis Mitte der Fünfzigerjahre bestimmten. Im Osten waren es vor allem aus dem Exil zurückgekehrte und der sozialistischen Idee und der Kommunistischen Partei nahestehende Autoren, die sich einem moralischen Erziehungskonzept verpflichtet fühlten. Im Westen Deutschlands waren es vor allem Schriftsteller, die das Land nicht verlassen hatten. Exilautoren der Sowjetunion kamen nach Kriegsende rasch, meist im Gefolge der Roten Armee, nach Deutschland zurück. Sie übernahmen sofort kulturpolitische Aufgaben:
Auch Autoren der Inneren Emigration übernahmen nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) Funktionen. So wurde HANS FALLADA kurzfristig Bürgermeister von Feldberg und arbeitete dann bei der „Täglichen Rundschau“.
Westemigranten ließen sich mit der Rückkehr nach Deutschland Zeit. Zum Teil trug die Debatte um innere und äußere Emigration um FRANK THIESS und THOMAS MANN dazu bei, die Rückkehr hinauszuzögern.
ANNA SEGHERS kam 1947 in ein Land, das ihr „ganz beklemmend und ganz unwahrscheinlich frostig“ vorkam. Ihre Gründe für die Rückkehr nannte sie einer Berliner Zeitung:
„Ich will durch die Bücher, die hier entstehen werden, verhindern helfen, dass die Fehler der Vergangenheit jemals wiederholt werden.“ (ANNA SEGHERS)
(1) Während der Nürnberger Prozesse (20.11.1945 bis 01.10.1946) wurden die Hauptverantwortlichen an den Nazi-Verbrechen verurteilt. Die Anklage richtete sich gegen 24 Hauptkriegsverbrecher sowie gegen sechs verbrecherische Organisationen (u.a. SS, SA, Gestapo, NSDAP).
Andere Autoren kehrten nie nach Deutschland zurück. Bei ihnen war es vor allem die Enttäuschung über das NS-konforme Verhalten der meisten Deutschen während des Zweiten Weltkrieges, die ihnen eine Rückkehr unmöglich machte.
In der SBZ wurde relativ schnell mit der Publizierung von Exilliteratur und während des Nationalsozialismus verbotener Literatur begonnen:
Während KELLERMANN im „Totentanz“ das Verhältnis von Großbürgertum, Intellektuellen und Beamtenschaft zum deutschen Faschismus aufgriff, wendete sich FALLADA in „ Jeder stirbt für sich allein “ den „kleinen Leuten“ zu, wie auch schon in seinen früheren Geschichten. Dem Roman liegt eine wahre Begebenheit zugrunde, die einer im Gestapo-Archiv aufgefundenen Akte entnommen wurde: JOHANNES R. BECHER hatte FALLADA die Unterlagen verschafft. Das alte Ehepaar Quangel, bisher durchaus NS-konform, erfährt, dass ihr Sohn 1940 im Frankreichfeldzug gefallen ist. Von nun an wehren sie sich mit Postkarten mit „staatsfeindlichen“ Aufrufen, die sie in Briefkästen von Privat- und Geschäftsleuten werfen. Sie werden jedoch von der Gestapo gefasst und zum Tode verurteilt.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von