Eines der größten ökologischen Probleme der modernen Industrieländer ist der eigene Abfall. Fast jedes im Supermarkt erhältliche Produkt präsentiert sich in einer bunt bedruckten Kunststoffhülle, ist in Folie eingeschweißt oder in einer Aluminiumdose luftdicht vor dem Verfall geschützt.
Die große Vielzahl von Verpackungen schützt verderbliche Lebensmittel oder empfindliche Geräte, wirbt um die Aufmerksamkeit des Kunden und landet schließlich im Müll.
Während jedoch die Lebensdauer der meisten Konsumgüter, die gekauft, verbraucht und weggeworfen werden, begrenzt ist, sind viele moderne Verpackungsmaterialien, wie Kunststoffe oder Aluminium, leider recht unempfindlich gegenüber den normalen biologischen Abbauprozessen. Eine achtlos weggeworfene Coladose existiert noch in Jahrhunderten nahezu unverändert. Allein in Deutschland fielen vor der Einführung des Dualen Systems jedes Jahr 40 Millionen Tonnen Hausmüll und anderer Abfall an.
Ein Weg, den ständig wachsenden Müllbergen Herr zu werden, liegt im Recycling, der Wiederverwertung von Rohstoffen.
Bereits seit Jahrzehnten gibt es schließlich das Prinzip von Mehrwegverpackungen wie z. B. Pfandflaschen, die immer wieder ausgewaschen und neu gefüllt werden und so in der Theorie kein einziges Gramm Abfall produzieren. Technisch ist es selbstverständlich ebenfalls möglich Glas, Papier, Metalle und Kunststoffe einzuschmelzen oder zu zersetzen, um so Ausgangsstoffe für die Herstellung neuer Produkte zu gewinnen.
Die am 12. Juni 1991 in Kraft getretene Verpackungsverordnung verpflichtet in logischer Konsequenz Hersteller und Händler, Verkaufsverpackungen nach Gebrauch zurückzunehmen und einer stofflichen Verwertung zuzuführen.
Da das Unterhalten eines eigenen Recycling-Betriebes für viele Unternehmen nicht rentabel war, schlossen sich unter der Federführung des damaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer 95 Unternehmen zusammen und gründeten am 28. September 1990 bereits im Vorfeld der gesetzlichen Verpflichtung die „Duales System Deutschland Gesellschaft für Abfallvermeidung und Sekundärrohstoffgewinnung mbH“.
Dieses seit 1997 zur Aktiengesellschaft umstrukturierte Non-Profit-Unternehmen regelt stellvertretend für die einzelnen Firmen privatwirtschaftlich die Sammlung, Trennung und Verwertung von Wertstoffen im Abfall. Das Unternehmen wurde dann 2005 von der Deutschen Umwelt Investment AG übernommen.
Die das Duale System nutzenden Hersteller kennzeichnen ihre Produkte durch den Aufdruck des „Grünen Punkts“. Für die Lizenz zu dessen Verwendung muss an das Duale System eine Gebühr entrichtet werden, die sich nach den anfallenden Entsorgungskosten, dem Material, dem Gewicht und der Stückzahl der Verpackung richtet.
So entstand allein im Jahr 1999 ein Umsatz von 3,9 Mrd. DM, der von bemerkenswerten 18000 Lizenznehmern aufgebracht wurde. Da vom Dualen System selbst keine Recycling-Anlagen betrieben werden, wird mit dem erwirtschafteten Geld die Sammlung und Sortierung von gebrauchten Verpackungen sowie deren Zufuhr zur Wiederverwertung organisiert.
Der Umsatz ist allerdings rückläufig, er betrug im Jahr 2009 nur noch knapp 1 Mrd. €. Neben dem DSD gibt es in Deutschland auch zahlreiche andere Unternehmen, die ein unterschiedliches Spektrum an Abfällen erfassen und verwerten.
Das geschieht über Verträge mit bestehenden Recycling-Anlagen. Der Begriff „dual“ steht also für ein zweites System, das zur kommunalen Abfallentsorgung hinzukommt.
Die Sammlung von Wertstoffen erfolgt über eine Vielzahl unterschiedlicher Methoden, die zumeist an bereits bestehende kommunale Sammelsysteme angepasst wurden. Glasverpackungen werden meist in nach Farben getrennten, öffentlich zugänglichen Containern gesammelt. Hier spricht man von einem Bringsystem. Für Papier, Pappe und Karton existieren je nach Region Papiercontainer, blaue Tonnen oder Bündelsammlungen am Straßenrand.
Die Sammlung von Leichtverpackungen (Kunststoffe, Verbundstoffe, Weißblech und Aluminium) erfolgt in gelben Sammelbehältern (Säcke, Tonnen oder Container). Außerdem existieren in Teilen Deutschlands Recycling- bzw. Wertstoffhöfe, bei denen gebrauchte Verpackungen abgegeben werden können. Die Sammelgefäße werden in regelmäßigen Abständen von den Entsorgungspartnern des Dualen Systems abgeholt bzw. entleert und zu den Sortieranlagen gebracht.
Verschiedene Altmaterialien werden mit unterschiedlichen Methoden und in unterschiedlich hohen Anteilen wiederverwertet. Das gesammelte Altglas wird zu fast 100 Prozent wieder zu neuen Glasbehältern verarbeitet. Zu diesem Zweck wird es gereinigt und dann vom Recycling-Unternehmen eingeschmolzen und in die neuen Formen gegossen.
Papier und Pappe werden zunächst nach verschiedenen Papierarten sortiert und schließlich in Papierfabriken in überdimensionalen Mixern, den Pulpern, aufgelöst und zerfasert. Anschließend wird mit verschiedenen Methoden die alte Druckfarbe herausgelöst und der gereinigte Papierbrei zu Verpackungen und anderen Altpapierprodukten weiterverarbeitet.
Aufwendiger ist das Trennen des Inhalts der gelben Säcke, die eine Vielzahl unterschiedlicher Wertstoffe enthalten. Noch vor wenigen Jahren wurde ein Großteil dieser Arbeit nur mit geringer maschineller Unterstützung von Hand erledigt. Heute gibt es vollautomatische Anlagen, die die Säcke öffnen und mit einem sogenannten Windsichter Folien und Störstoffe absondern. Mit Magnetscheidern werden Weißblech, Kronkorken und Glasdeckel herausgezogen, mittels Wirbelstromscheidern werden Aluminium und aluminiumhaltige Verbundstoffe abgetrennt.
Infrarot-Sensoren erkennen sogar Verbundstoffe, sogenannte Tetra-Paks und verschiedene Kunststoffsorten sicher und ordnen sie den jeweiligen Gruppen zu.
Während Aluminium und Weißblech mit geringem Aufwand eingeschmolzen und zu neuen Verpackungen verarbeitet werden können, war die große Zahl der möglichen Zusammensetzungen von Kunststoffen jahrelang eine Herausforderung.
Ein besonderes Augenmerk gilt daher beim DSD der Verwertung der erfassten Kunststoffabfälle. Diese können je nach Art und Sortenreinheit unterschiedlich verwertet werden.
Eine werkstoffliche Verwertung ist nur bei sortenrein erfassten sauberen Kunststoffabfällen möglich. Ähnlich wie beim Einschmelzen von Metallschrott stellt man aus den Kunststoffabfällen nach dem Zerkleinern neue Produkte wie Rohre, Gartenbänke oder Sportartikel her.
Rohstoffliche Verwertung bedeutet, dass die Polymerstruktur abgebaut wird. Die dabei erhaltenen Monomere oder anderen niedermolekularen Stoffe werden dann wieder zu Polymeren oder anderen Chemierohstoffen weiterverarbeitet.
Die energetische Verwertung nutzt Kunststoffabfälle als Ersatzbrennstoff für fossile Brennstoffe beispielsweise in der Zementindustrie oder beim Hochofen.
Mittlerweile werden durch das DSD etwa 3 Mio. t Kunststoffabfälle mit dem Grünen Punkt verwertet. Die Verwertungsquote für Kunststoffabfälle aus dem Haushaltsbereich liegt damit in Deutschland bei 95 %. Auch in anderen Ländern hat dieses Beispiel Schule gemacht, in der Europäischen Union gibt es in 25 Ländern derartige Sammelsysteme.
Hohe Verwertungsquoten gibt es aber nur in den 9 Ländern Europas, in denen ein Verbot besteht, Kunststoffabfälle auf Deponien abzulagern. So erreicht man in der Schweiz, Dänemark, Schweden und Österreich je > 90 % sowie in Belgien, Norwegen, Holland und Luxemburg je > 80 % Verwertung der Abfälle. In den anderen Ländern ist die Verwertung deutlich geringer. Insgesamt liegt die Quote in Europa bei 50 % (Stand 2008).
Übersicht über die Verwertung von Kunststoffabfällen in der BRD
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