- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.3 Asien
- Klima und Landnutzung im Jemen
Aufgrund der Lage des Landes südlich des nördlichen Wendekreises herrscht subtropisches bis tropisches Klima mit zwei Regenzeiten pro Jahr. Sie bringen allerdings keine verlässlichen Regenmengen. Die Landwirtschaft ist deshalb häufig auf zusätzliche künstliche Bewässerung angewiesen.
Infolge der besonderen geografischen Gegebenheiten lässt sich der Jemen in drei Klimagebiete aufteilen. Die Anbaugebiete der Landwirtschaft liegen wegen der Niederschläge vorrangig im Hochland mit seinen großen Senken und in den vorgelagerten Gebirgsstöcken, in den gebirgsnahen Teilen der Tihamah und darüber hinaus in den tief eingeschnittenen Wadis, in denen abfließendes Oberflächenwasser und verfügbares Grundwasser die Voraussetzung darstellen.
In den niederschlagsarmen Küstenstreifen am Roten Meer und in den südlichen und östlichen Provinzen (die Tihamah) sind die Sommer außerordentlich schwül. Hier herrscht feuchtheißes Tropenklima mit Sommertemperaturen über 40 °C und im Winter zwischen 30 °C und 35 °C bei einer extremen Luftfeuchtigkeit zwischen 65 % und 90 %. Nachts kühlt es kaum unter 20 °C ab (Bild 3). Charakteristisch für das Küstengebiet ist Trockensavanne, in der teilweise Salzpflanzen, in den Wadis und auf den vorgelagerten Schwemmfächern Akazien, Tamarisken und Dumpalmen wachsen.
Klimadiagramm von Aden
In den tiefen Talkerben des Gebirgsabfall gedeihen tropische und subtropische Früchte, wie Zitrus, Mango, Papaya und Banane. Tägliche Ausgleichströmungen der Luft verursachen über der Tihamah am Tage Wolken- und Nebelbildung bis zu 5000 m Höhe, die durch Lücken am Hochlandanstieg nach Osten abfließen.
An den Gebirgshängen unterscheidet man wegen der mit der Höhe zunehmenden Niederschläge (auch Nebel) und abnehmenden Temperaturen drei Vegetationsstufen: den Myrrhengürtel (200 bis 1 300 m) mit Stammsukkulenten, wie dem Flaschenbaum, den immergrünen Nebelgürtel (1300-2100 m), wo u. a. der Kaffee wächst, und den Euphorbien-Dornbuschgürtel in den Grabensenken (Längstälern) zwischen den vorgelagerten Gebirgsstöcken und dem Hochland.
In den Grabensenken zwischen dem Hochland und den vorgelagerten Bergstöcken liegt die weitgehend unbewohnte Siedlungsgrenze zwischen den Bewohnern der Tihamah und denen des Hochlands. Erstere siedeln nicht über 1 000 m, letztere nicht unter 1300 m ü. M. Oberhalb 1300 m beginnt eine kunstvolle Hangterrassierung.
Das Hochland des Bergjemen zeichnet sich durch starke Sonneneinstrahlung mit relativ gemäßigten Tagestemperaturen im Winter (20 °C-25 °C) und großer Hitze im Sommer (25 °C-30 °C) aus. Die relative Luftfeuchtigkeit schwankt zwischen 20 % und 50 %, die Höchsttemperaturen erreichen im Juni/Juli bis 38 °C. Die Nächte allerdings kühlen merklich ab, im Dezember/Januar können die Temperaturen nachts sogar bis unter den Gefrierpunkt sinken (Bild 9).
Im Regenschatten der Leeseite der Gebirge, zur Großen Arabischen Wüste (Rub al-Chali) hin, nimmt die Vegetation ab und fehlt in den Sand- und Salzwüsten schließlich ganz. Die Temperaturen können dort im Sommer auf über 45 °C steigen, im Winter liegen sie zwischen 30 °C und 35 °C.
Klimadiagramm von Sana'a
Während der Monate März/April und Juli bis September gibt es im Hochland und am Gebirgsanstieg öfter kurze, aber kräftige gewittrige Regenfälle (häufig Starkregen, meist nachmittags) durch Monsun- bzw. Passatausläufer, die in den hohen Gebirgslagen bis zu 1000 mm und im inneren Hochland im Regenschatten noch 300 mm Niederschläge im Jahr erbringen, die in Flutwellen durch die Wadis abfließen. Dieses zeitlich und räumlich unterschiedliche natürliche Wasserangebot führte zwischen Tihamah und Rub al-Chali zu unterschiedlichen Methoden der Bewässerung:
Auf sterilen Felsflächen sammeln die Bauern zusätzlich Wasser, das sie ihren Feldern zuleiten, um Niederschlagsdefizite auszugleichen. Ein Vorteil dieser Bewässerung besteht in der regelmäßigen Düngung des Bodens durch die vom einfließenden Wasser mitgeführten Mineralien aus den Gesteinen.
Ankommende Hochwasserwellen werden aus den Betten der Wadis über Ablenkdämme auf die Feldparzellen gelenkt. Nach diesem Prinzip funktionierte der antike Damm von Saba (bei Marib), der mehrmals durch Flutwellen zerstört wurde (zuletzt endgültig 542 n. Chr.).
Ein ständiges Wasserangebot aus Quellen wird genutzt. Das ist jedoch selten möglich.
Bei ausbleibenden Niederschlägen und dem Fehlen von Quellwasser greift man auf Wasser aus Zisternen oder aus dem Grundwasser zurück. Grundwasser wird durch Ziehbrunnen und in zunehmendem Maße durch Pumpen gefördert. Das gilt speziell in den Wüstengebieten im Norden und Osten, wo stets trockenes und heißes Wüstenklima herrscht.
Die einzigen Nutzflächen ohne Zusatzbewässerung, die im Regenfeldbau betrieben werden können, befinden sich an den südwestlichen Randbergen und auf Sandböden in der Tihamah. Dort kultiviert man als Anbaukulturen traditionell vorrangig Hirse und Dattelpalmen, zunehmend aber auch großflächig Baumwolle, Papaya, Mango und Zitrus mit zusätzlicher Bewässerung.
Die Niederschläge, die in den Bergregionen häufig als gewittrige Starkregen auftreten, führen auf den steilen Hängen rasch zu Bodenerosion. Deshalb sind weite Teile der Kulturlandflächen in den Gebirgsregionen bis hinauf über 2500 m Höhe kunstvoll terrassiert. Auf diesen Ackerterrassen werden Getreide, Kaffee und zunehmend Qat, ein landesübliches Rauschmittel, angebaut.
Der Kaffee, der noch bis zur Übertragung des Kaffeestrauchs im 18. Jahrhundert in die europäischen Kolonien als bedeutsamste Ausfuhrware des Jemen galt, wird heute nur noch in geringen Mengen in der Nebelzone angebaut und exportiert.
An die Stelle von Kaffee und anderer Kulturpflanzen trat der leicht und fast überall im Hochland problemlos zu kultivierende kathaminhaltige Qat-Strauch (Catha edulis Forsk) aus der Pflanzenfamilie der Spindelbaumgewächse (Celastraceen). Der tägliche Genuss der jungen Triebe der jemenitischen Alltagsdroge Qat durch rund 80 % der Bevölkerung (auch der Frauen) bedeutet für die Volkswirtschaft und für die Konsumenten ein ernstes wirtschaftliches wie soziales Problem. In vielen Landesteilen ist Qat auf Kosten traditioneller Kulturen zum Hauptanbauprodukt geworden. Inoffiziellen Schätzungen zufolge macht allein der Qat-Anbau 30 % des jemenitischen Wirtschaftsvolumen aus.
Qat wird mittlerweile auch von der jemenitischen Regierung als eines der Haupthindernisse für die Entwicklung des Landes und die Verringerung seines Genusses als zentrales Anliegen der jemenitischen Politik angesehen.
Quellen und Tiefbrunnen ermöglichen in den Binnenbecken des Hochlandes ausgedehnte Bewässerungsoasen, in denen alle Sorten von Gemüse, Luzerne, Obst, Kartoffeln, Tabak und Wein gedeihen.
In den Taleinschnitten der Randgebirge oberhalb der Frostgrenze (1800-3700 m) gedeihen vorwiegend Baumfrüchte, wie Birnen, Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen, Feigen und Walnüsse. Auf den Hangterrassen überwiegen Getreidearten, wie Dhurrahirse, Weizen und Gerste.
Wo Wadis die östlichen Gebirgshänge in die Ausläufer der Rub al-Chali verlassen, finden wir große Feldbau-Bewässerungsoasen. Von dort bewegt sich das Wasser der Hochfluten aus dem Hochland in Grundwasserströmen weiter nach Osten. Es sammelt sich im Wadi Najran und im Wadi Hadramaut, in dem sich weitere Bewässerungsoasen mit Feldbau und Dattelpalmkulturen entlang der Bewässerungsgräben befinden.
Im Südwesten und an der südlichen Küste kultiviert man Weihrauchbäume, Myrrhen und Kokospalmen.
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