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- 5.2 Raumordnung
- 5.2.2 Raumstrukturen in Deutschland
- Der ökologische Wandel in der Landwirtschaft Deutschlands
Spätestens seit der BSE-Krise zeigte sich auch in Deutschland die Notwendigkeit, die vormals praktizierte Agrarpolitik zu überdenken und neu auszurichten.
Die negativen Folgen der bisherigen Agrarpolitik mit der Massenhaltung von Nutztieren, der Verunreinigung von Tierfutter u. a. durch illegale Beimischung von Medikamenten, mit der Verseuchung des Grundwassers und von Gewässern durch unkontrollierte Güllegaben usw. haben viele Verbraucher in Deutschland verunsichert. Das führte letztendlich zu einer bewussteren Auswahl der Nahrungsmittel in den Geschäften. Auch die Nachfrage nach ökologisch erzeugten und gesundheitlich unbedenklichen landwirtschaftlichen Produkten hat sich spürbar verstärkt. Dennoch haben Produkte aus ökologischem Anbau in Deutschland gegenwärtig erst einen Anteil von 1,5 % am Gesamtumsatz von Lebensmitteln.
Inzwischen werden Ökoprodukte nicht mehr nur im Direktvertrieb durch den Erzeuger, in Spezialgeschäften und auf Wochenmärkten angeboten, sondern auch in Supermärkten und Drogerien. Mit der gewachsenen Nachfrage nach diesen Produkten ist aber auch eine preisliche Anpassung verbunden, denn ökologisch erzeugte Lebensmittel haben infolge höherer Produktions- und Vermarktungskosten einen im Vergleich zu konventionellen Produkten höheren Preis.
Dabei darf auch nicht übersehen werden, dass die bisherige Forderung der Verbraucher nach immer größeren Mengen zu immer geringeren Preisen erst den Teufelskreis der Billigproduktion in der Landwirtschaft in Gang gesetzt hat. Dazu kamen noch die preisgünstigen Angebote ausländischer Konkurrenten, die den Preisdruck auf die deutschen Landwirte und damit die Tendenz zur Billigproduktion noch verstärkt haben.
Dass es durchaus möglich ist, eine naturnahe Landwirtschaft zu praktizieren, die sich in ihrer Produktion an den natürlichen biologischen Kreisläufen orientiert, zeigen vorhandene ökologisch betriebene landwirtschaftliche Betriebe. In Deutschland gibt es etwa 7500 solcher Ökobetriebe mit ca. 400000 Hektar bewirtschafteter Fläche. Das sind zwei Prozent der gesamten deutschen Anbaufläche.
Für die Tierhaltung und den Pflanzenbau in diesen Betrieben gelten bestimmte Normen. In der Vergangenheit war die diesbezügliche Rechtslage in Deutschland allerdings sehr unbefriedigend. So konnten Bezeichnungen, wie „bio“, „ökologisch“ und „biologisch“, sehr frei, z. T. auch missverständlich verwendet werden. Erst seit 1991 gibt es mit einer EWG-Verordnung eindeutige und verbindliche Richtlinien für den ökologischen Landbau und die Kennzeichnung seiner Erzeugnisse und Lebensmittel. Seit dem Jahr 2000 gilt angesichts der BSE-Krise diese Verordnung auch für die Tierhaltung und für tierische Lebensmittel.
In allen EG-Ländern wachen unabhängige Gremien über die Einhaltung der EG- und weiterer nationaler Richtlinien und Vorschriften. Solche Überwachungsstellen in Deutschland sind z. B. die EG-Kontrollstelle in Kiel oder die Agro-Consult in Berlin, an die sich auch verunsicherte Verbraucher wenden können.
Auszug aus dem Tierschutzgesetz
Für ökologisch hergestellte Erzeugnisse können geschützte Markenzeichen, beispielsweise das „Bio-Siegel für Produkte des ökologischen Anbaus“, als Öko-Prüfzeichen beantragt werden. Die Vergabe dieser Prüfzeichen an ökologische Landwirtschaftsbetriebe und ihre Erzeugnisse hängt davon ab, ob in der Tierhaltung und im Landbau eine Reihe von Vorschriften befolgt werden:
Neben der artgerechten Tierhaltung und dem Verbraucherschutz hat die ökologische Ausrichtung der Landwirtschaft auch eine wichtige Funktion beim Umweltschutz:
Der ökologische Wandel im deutschen Agrarbereich setzt vor allem voraus, dass die Landwirte und Bauern auch die Bereitschaft besitzen, die Anbau- und Haltungsbedingungen zu ändern, mit Institutionen und Naturschützern zusammenzuarbeiten und neue Wege bei der Verarbeitung und Vermarktung ihrer Erzeugnisse zu beschreiten. Dieser Bewusstseinswandel soll durch politische Rahmenbedingungen, wie Subventionen und Beihilfen (z. B. die Förderung des Anbaus nachwachsender Rohstoffe mit öffentlichen Mitteln), befördert und beschleunigt werden.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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