Tendenzen der Kunst von 1990 bis heute

Zu den klassischen Kunstgattungen

  • Malerei,
  • Skulptur und
  • Grafik

sind

  • Installation,
  • Performance,
  • Objektkunst und
  • die „neuen Medien“,
  • Video,
  • Film,
  • Fotografie sowie die
  • digitalen Bilder

hinzugekommen. Sie existieren alle nebeneinander, mehr noch, die Grenzen dazwischen haben sich verwischt.

Ein Künstler, der schon in den fünfziger Jahren mit neuen Medien arbeitete, der gebürtige Koreaner NAM JUNE PAIK (geb. 1932), scheute sich schon 1974 nicht, eine Buddhastatue, also eine Form klassischer Bildhauerei, mit einer Kamera und einem Monitor zu einer Installation zusammenzuführen. Der belgische Künstler LUC TUYMANS (geb. 1958) malt Bilder, die an Filmnegative der Fotografie erinnern.

Es sind um die Jahrtausendwende eher Tendenzen des Kunstgeschehens auszumachen und Bedingungen der künstlerischen Produktion festzuhalten. Von „Schulen“, wie zu Beginn des 20. Jh. das Bauhaus, oder Kunstrichtungen, die noch in den 1960er-Jahren existierten, wie Fluxus, kann kaum noch gesprochen werden.

Neue Medien und die Dominanz des Bildes

Was als neue Medien bezeichnet wird, meint im Allgemeinen die technischen Medien, also

  • Fotografie,
  • Film,
  • Video,
  • Diaprojektion und
  • Computer.

Alle diese Formen von Bilderzeugung sind nur mittels technischer Geräte möglich, im Gegensatz zu den „alten“ Kunstsparten Malerei, Plastik, Grafik, die dem Betrachter die „Handschrift“ des Künstlers vermitteln. Doch zwischen diesen neuen Medien bestehen große Unterschiede: Jede Art von technischer Bildproduktion ist zu einem anderen Zeitpunkt von der Kunst aufgegriffen worden, hat also eine eigene Kunstgeschichte.

Die Fotografie ist die erste Gattung unter den technischen Medien, die von Künstlern eingesetzt wurde. In den 1990er-Jahren gilt sie als anerkannt und den klassischen Sparten gleichgestellt. Fotografie ist der Diaprojektion verwandt, weil beide feststehende Bilder hervorbringen. Allerdings werden Diaprojektionen erst seit den 1980er-Jahren und besonders bei Installationen zu einem gängigen Medium. Bewegte Bilder werden mittels Film oder Video produziert. Beide werden seit den 1970er-Jahren von der Kunst benutzt.

Das jüngste technische Medium ist die elektronische Bilderzeugung durch die digitale Technik des Computers. Sie kann beides: Sie kann feststehende und bewegte Bilder hervorbringen. Darüber hinaus kann sie im Gegensatz zu den analogen Medien Fotografie und Film - Bilder erfinden. Künstlern eröffnen sich damit vielfältige neue Möglichkeiten.

Die documenta 11 des Jahres 2002 spiegelte diese Tendenz deutlich wieder. So zeigte der Amerikaner Adrian Piper (geb. 1948) seine computergenerierten Bilder aus der Serie der „Colour Wheels“ (2000), während der in China lebende FENG MENGBO (geb.1966) eine interaktive Internet-Performance vorstellte: Q4U (2001/2002).

Alle „neue Medien“ haben gemeinsam, dass sie Bilder produzieren. Die Überflutung der Gesellschaft mit gewaltigen Bildermengen um die Jahrtausendwende wird durch die Kunst reproduziert.

Die Suche nach neuer Gegenständlichkeit

Die Suche nach neuer Gegenständlichkeit seit den 1990er-Jahren scheint vorerst beendet zu sein. Der nordamerikanische einflussreiche Kunstmarkt ist in Ostdeutschland fündig geworden:

Mit BERNHARD HEISIG und ARNO RINK fanden sich in Leipzig zwei Lehrer im Zweig Malerei, die auf die Kunstszene der 1990er-Jahre prägend wirkten. BERNHARD HEISIG war 1961–1968 und seit 1976 Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er zeitweise auch das Rektoratsamt innehatte. Er und besonders sein Schüler ARNO RINK (geb. 1940) werden als Väter der, einer gegenständlichen Malerei verpflichteten, Neuen Leipziger Schule bezeichnet, zu denen heute u.a.

  • MARTIN KOBE (geb. 1973),
  • MATTHIAS WEISCHER (geb. 1973),
  • JULIA SCHMIDT (geb. 1976),
  • TILO BAUMGÄRTEL (geb. 1972)

gehören.

Die „Leipziger Schule“ begann sich in den 1970er-Jahren herauszubilden.

  • BERNHARD HEISIG,
  • WERNER TÜBKE und
  • WOLFGANG MATTHEUER

hatten in Leipzig studiert und hier auch Lehraufträge bekommen. Sie prägten das Image einer gegenständlichen, gesellschaftlich engagierten Kunst in Leipzig.

Nach der Wende kamen viele Studenten aus dem Westen Deutschlands nach Leipzig, um an der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst zu studieren. Zu ihnen gehörten

  • CHRISTOPH RUCKHÄBERLE aus Pfaffenhofen an der Ilm,
  • DAVID SCHNELL aus Bergisch-Gladbach und
  • MATTHIAS WEISCHER aus dem westfälischen Elte.

Gemeinsam mit ihren Kommilitonen aus den östlichen Bundesländern, u.a.

  • MARTIN KOBE aus Dresden und
  • TILO BAUMGÄRTEL aus Leipzig,

prägen sie bis heute das Bild einer gegenständlichen Kunstauffassung, die als „Neue Leipziger Schule“ bis in die Vereinigten Staaten von Amerika bekannt und berühmt geworden ist. Unter dem Slogan „The Future is German“ feierte man in den USA diese Kunst.

Der Leipziger NEO RAUCH (geb. 1960), Schüler ARNO RINKs und Meisterschüler BERNHARD HEISIGs, war der Vorreiter dieser Entwicklung. Seine Bilder zeugen von „großer Fabulier- und Erzählkraft“, wie HARALD SZEEMANN bekannte. Eine Jury befand seine Bilder

„verführerisch und anregend, bewahren die Distanz und zwingen damit den Betrachter zu einer genauen Wahrnehmung“.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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