Unter einer (geometrischen) Abbildung T der (Zeichen-)Ebene E auf sich versteht man eine Zuordnung, die einem Punkt von E mindestens einen Punkt von E zuordnet, wobei auch sein darf. Man nennt P Originalpunkt und Bildpunkt bezüglich T. Man schreibt und liest „ ist Bildpunkt von P bei der Abbildung T“ oder „T ordnet dem Punkt P den Punkt zu“. Die Variable T steht für eine Vorschrift, nach der man den zu einem Originalpunkt P gehörenden Bildpunkt finden oder konstruieren kann.
Eindeutige Abbildung
Eineindeutige Abbildung
Im Folgenden wird eine umkehrbar eindeutige Abbildung der Ebene auf sich betrachtet und eine konstruktive Definition dafür angegeben.
In E seien eine Gerade g und eine Parallelgeradenschar, deren Geraden nicht parallel zu g sind, gegeben.
Die Abbildungs- oder Zuordnungsvorschrift, mit der zu einem Punkt P sein Bildpunkt konstruiert werden kann, laute:
Konstruktive Definition der Abbildung
Diese Erklärung ermöglicht, mithilfe der Strahlensätze zu jedem P aus E das zugehörige zu konstruieren, wenn außer g entweder k und die Parallelgeradenschar oder ein Punktepaar gegeben sind.
Im Folgenden soll die Zuordnung von P zu immer durch einen Pfeil veranschaulicht werden, der von P nach zieht (verläuft). Alle Pfeile der konstruktiv definierten Abbildung liegen auf den Geraden der Parallelgeradenschar. Die Richtung der Geraden der Parallelgeradenschar heißt die Streichrichtung der Abbildung.
Es seien g und mit sowie Q gegeben.
Gesucht ist .
1. Fall:
Man zeichnet die Gerade PQ. Es sei . Man zeichnet . Die Parallele zu durch Q schneidet in und g in G.
Nach Strahlensatz gilt .
Konstruktion von Abbildungen: Grundaufgabe 1; 1.Fall
2. Fall:
Man konstruiert für einen beliebigen Punkt M, der nicht auf liegt, den Punkt und sodann mit den Bildpunkt (wie im 1. Fall beschrieben). Der Strahlensatz garantiert die Teilverhältnisgleichheit.
Konstruktion von Abbildungen: Grundaufgabe 1; 2.Fall
3. Fall:
liegt auf der Streichrichtungsgeraden durch Q und der Parallelen zu PQ durch . Die Parallelität von PQ, und g einerseits sowie und andererseits garantiert die Teilverhältnisgleichheit.
Konstruktion von Abbildungen: Grundaufgabe 1; 3.Fall
Gegeben seien g, eine Streichrichtung durch p, k mit und .
Gesucht ist .
Konstruktion von Abbildungen: Grundaufgabe 2
Man zeichnet die durch P gehende Streichrichtungsgerade h. Es sei .
Man zeichnet eine beliebige Gerade durch F und auf ihr H und so, dass ist. Die Parallele zu PH durch schneidet h in , und es ist .
Aus der konstruktiven Definition liest man wesentliche Eigenschaften der Abbildung unmittelbar ab:
Aus der konstruktiven Definition kann man aber auch noch weitere wichtige Eigenschaften ableiten.
Für die Achse der Abbildung und ihre Streichrichtungsgeraden ist dies anschaulich klar. Auch die Streichrichtungsgeraden werden auf sich selbst abgebildet, gehen in sich selbst über, wenn sie auch nicht punktweise fest bleiben. Es sind sogenannte Fixgeraden oder Ruhegeraden.
Die Punkte A und B, die auf einer Geraden g liegen, die nicht Streichrichtungsgerade und nicht Achse der Abbildung ist, werden auf die Punkte A' und B' abgebildet, die ihrerseits eine Gerade bestimmen. Wählt man auf g einen beliebigen Punkt C und bildet diesen ab, so muss sein Bild wegen der Teilverhältnistreue der Abbildung auf liegen.
Eigenschaften der Abbildung (1)
Für die Achse der Abbildung und ihre Streichrichtungsgeraden ist dies wieder anschaulich klar.
Sind die Geraden g und h untereinander und zur Achse a von T parallel, so sind wegen der Teilverhältniskonstanz von T sowohl als auch zu a und damit untereinander parallel.
Eigenschaften der Abbildung (2)
Auch im Fall, dass , aber ist, gilt ; denn hätten und einen gemeinsamen Punkt , so wäre sowohl das Bild eines Punktes von g als auch das Bild eines Punktes von h, d.h., in Q' würden zwei Pfeile der Abbildung enden. Das ist aber wegen der Eineindeutigkeit der Abbildung ausgeschlossen.
Eigenschaften der Abbildung (3)
Liegen die Punkte P, Q und R auf g, so liegen ihre Bildpunkte auf und wegen der Parallelität der Pfeile und ist gesichert, dass ist.
Eigenschaften der Abbildung (4)
Eine punktweise Abbildung der Ebene auf sich, die
1. Geraden in Geraden überführt,
2. parallele Geraden in parallele Geraden überführt und
3. teilverhältnistreu ist,
heißt affine Abbildung oder Affinität.
Die oben beschriebene, konstruktiv definierte Abbildung ist eine Affinität. Sie heißt Hauptaffinität oder Achsenaffinität.
Eine affine Abbildung der Ebene ist durch die Zuordnung von drei Bildpunkten zu drei nicht auf einer Geraden liegenden Originalpunkten eindeutig bestimmt, die Hauptaffinität z.B. durch zwei Punktepaare und auf ihrer Achse, für die also und ist, sowie ein Punktepaar und . Liegen die drei Bildpunkte auf einer Geraden, so wird durch die Zuordnung eine singuläre Affinität bestimmt. Hier werden nur reguläre Affinitäten betrachtet, also solche, die durch drei Punktepaare aufgespannt sind, deren Originalpunkte wie auch die Bildpunkte sich in allgemeiner Lage befinden, also nicht alle drei jeweils auf einer Geraden liegen.
Die Kongruenz- und Ähnlichkeitsabbildungen bzw. -transformationen sind Beispiele für Affinitäten, denn die in der Definition der Affinität angeführten Eigenschaften sind sicher bei den Schiebungen, Drehungen, Spiegelungen, Schubspiegelungen, Drehstreckungen und Drehstreckspiegelungen gegeben.
Neben den Kongruenz- und Ähnlichkeitstransformationen und den Hauptaffinitäten gibt es aber noch andere affine Abbildungen der Ebene auf sich.
Ein Sonderfall der Hauptaffinität ist die Affinspiegelung. Alle ihre Pfeile werden von der Achse halbiert. Es ist wie die Orthogonalspiegelung eine involutorische Abbildung mit .
Affinspiegelung
Eine weitere axiale Affinität ist die Hauptscherung. Ihre Streichrichtungsgeraden sind parallel zur Achse. Sie sind flächeninhaltstreu.
Hauptscherung
Es gibt Affinitäten, die genau einen Fixpunkt haben. Ist eine Affinität durch drei Punktepaare und in allgemeiner Lage, also drei Pfeile, aufgespannt, von denen zwei Pfeile parallel sind, so ist der Schnittpunkt der Geraden durch die Pfeilanfänge und Pfeilspitzen der parallelen Pfeile ein Fixpunkt.
Affinität mit genau einem Fixpunkt
Einen weiteren Fixpunkt kann es nicht geben, denn dann hätte die Affinität eine Fixpunktgerade, wäre also eine Hauptaffinität, was deswegen ausgeschlossen ist, weil der dritte Pfeil als nicht parallel zu den beiden anderen aufspannenden Pfeilen vorausgesetzt ist.
Sind die beiden parallelen Pfeile der Aufspannung auch noch gleich lang, so schneiden sich die Geraden durch die Pfeilanfänge und -spitzen nicht, die Affinität hat keinen Fixpunkt.
Affinität mit keinem Fixpunkt
Ist die Affinität durch drei Pfeile aufgespannt, von denen keine zwei parallel sind, so sucht man zwei zu einander parallele Pfeile auf. Das gelingt immer. Hat man solche gefunden, so muss man wieder unterscheiden, ob sich die Verbindungsgeraden der Pfeilanfänge und Pfeilspitzen schneiden oder nicht. Entsprechend hat man es mit einer Affinität zu tun, die entweder genau einen Fixpunkt oder keinen Fixpunkt hat.
Affinitäten haben also
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von