- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.4 Mittelhochdeutsche Literatur
- 4.4.3 Hochklassik
- Das Nibelungenlied
Das „Nibelungenlied“ ist in etwa 2 400 Nibelungenstrophen, vier paarweise reimenden Langzeilen abgefasst, wobei die letzte Halbzeile überlängt ist:
1
„Uns ist in alten mæren / wunders vil geseit
von helden lobebæren / von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, / von weinen und von klagen,
von küener recken strîten / muget ir nu wunder hœren sagen.“
2
„Ez wuohs in Búrgónden / ein vil édel magedîn,
daz in allen landen / niht schoeners mohte sîn,
Kriemhilt geheizen: / si wart eine scoene wîp.
dar umbe muosen degene / vil verlíesén den lîp.“
3
„Der minneclîchen meide / triuten wol gezam.
ir muoten küene recken, / niemen was ir gram.
âne mâzen schoene / sô was ir edel lîp.
der juncvrouwen tugende / zierten ándériu wîp.“
Die Benennung des „Nibelungenliedes“ erfolgte nach einer germanischen Sagengestalt, dem König Nibelung („Sohn des Dunkels“; zusammenhängend mit Nebel). In der deutschen Sage war „Nibelungen“ die Bezeichnung für ein von einem bösen Geist besessenes Zwergengeschlecht. Sie sind die Besitzer des Nibelungenhortes, eines Goldschatzes, an den ein Fluch gekettet ist. Er wird vom mächtigen Zwerg Alberich behütet. Siegfried besiegt das elbische Zwergengeschlecht: Er tötet die Könige Nibelung und Schildung und überwindet Alberich. Die Bezeichnung „Nibelungen“ übernimmt er für sich und seine Mannen. Nach dem Tod Siegfrieds geht die Bezeichnung auf die Burgunderkönige über.
Die Struktur des „Nibelungenliedes“ basiert auf Aventiuren, was neuhochdeutsch „Abenteuer“ bedeutet. Zunächst wird die Geschichte Siegfrieds und Kriemhilds berichtet. Der erste Teil endet mit Siegfrieds Tod. Der zweite Teil widmet sich dem Leben Kriemhilds am Hofe König Etzels. Dieser Teil endet mit dem Tod fast aller Personen.
Es liegen heute elf vollständige und 23 fragmentarische Handschriften des „Nibelungenliedes“ vor, die aus der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert stammen. Die drei wichtigsten werden als A, B und C bezeichnet:
Die Rezeption des „Nibelungenliedes“ begann bereits vor der Zeit der Reformation und setzte sich mit Unterbrechungen bis heute fort.
Die alten germanischen Motive von Liebe, Krieg und Rache konnten in der sich bildenden neuen Rittergesellschaft verstanden werden. Die realen Fehden zwischen den Staufern und Welfen, den Schwaben und Sachsen etc. konnten sich an denen des „Nibelungenliedes“ messen lassen.
Die Impulse des „Nibelungenliedes“ auf Literatur und Kunst dauern bis heute an:
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von