Friedrich I. Barbarossa

Geschichtliche Einordnung

FRIEDRICH I. BARBAROSSA (den Namen BARBAROSSA, ital. „Rotbart“, erhielt er wegen seines rotblonden Bartwuchses) war seit 1152 römisch-deutscher König und seit 1155 zweiter Staufer auf dem Kaiserthron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
FRIEDRICH wurde wahrscheinlich 1122 als Sohn von FRIEDRICH II., DEM EINÄUGIGEN (Herzog von Schwaben; 1090–1147) und dessen Frau, der Welfin JUDITH, in Waiblingen geboren. Er war Enkel von Herzog HEINRICH DEM SCHWARZEN von Bayern aus dem Geschlecht der Staufer. Sein Onkel war KONRAD III., an dessen Hof er zeitweilig lebte und erzogen wurde.

  • 1147–1152 war FRIEDRICH I. als FRIEDRICH III. Herzog von Schwaben,
  • 1152–1168 Herzog von Franken,
  • 1152–1190 König von Italien,
  • 1152–1190 König von Burgund (Krönung 1178).

Der Sekretär des Babenberger Bischoffs OTTO VON FREISING, RAHEWIN, beschrieb sein Äußeres folgendermaßen:

„Seine leibliche Gestalt ist wohl gebaut, von Statur ist er kleiner als die Gräßligten und gräußligter als die Mittelgroßen, sein Haar ist blond und oben an der Stirn etwas gekräuselt, die Ohren werden kaum durch darüber fallende Haare verdeckt, da der Barbier aus Rücksicht auf die Würde des Reichs das Haupthaar und den Backenbart durch dauerndes Nachschneiden kürzt. Seine Augen sind scharf und durchdringend, die Nase ist schön, der Bart rötlich, die Lippen sind schmal und heiter. Die in schöner Ordnung stehende Reihe der Zähne zeigt schneeige Weiße. An der Kehle und am nicht fetten, aber ziemlich kräftigen Hals ist die Haut milchigweiß; und manchmal von jugendlicher Röte übergossen; diese Färbung aber ruft meist nicht der Zorn hervor, sondern das Schamgefühl. Die Schenkel ruhen auf starken Waden, sind ansehnlich und durchaus männlich. Sein Gang ist fest und gleichmä&ßig;ig, seine Stimme hell und die ganze Körperhaltung männlich. Durch diese Leibesgestalt gewinnt er sowohl im Stehen wie im Sitzen höchste Würde und Autorität. Seine Gesundheit ist gut, nur mitunter durch eintägiges Fieber getrübt.“

1147 nahm FRIEDRICH unter seinem Onkel, dem deutschen König KONRAD III., und König LUDWIG VII. von Frankreich am 2. Kreuzzug teil. Der Kreuzzug war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, denn die deutsch-französischen Truppen wurden von den Seldschuken vernichtend geschlagen. KONRAD III. gelang es jedoch, mit dem byzantinischen Kaiser MANUEL I. ein Bündnis gegen den Normannenkönig ROGER II., König von Sizilien, zu schließen. Diese Bündnispolitik setzte FRIEDRICH I. nach dem Tode KONRADS fort.

Beendigung des staufisch-welfischen Konfliktes

FRIEDRICH wurde von seinem Onkel KONRAD III. unter Hintanstellung des eigenen (sechsjährigen) Sohnes FRIEDRICH VON ROTHENBURG (vor Rom, August 1167) zum Nachfolger designiert. Mittelalterliche Quellen berichten aber auch, dass FRIEDRICH seinen Onkel des Königsamtes beraubte.
Dafür könnte sprechen, dass FRIEDRICH nach KONRADS Tod (15.2. 1152) im Besitz der Reichsinsignien am 4. März 1152 in Frankfurt am Main zur Königswahl erschien, obwohl die Wahl in Mainz hätte stattfinden müssen. Jedoch hatte der Erzbischof von Mainz dem Staufer als einziger Fürst seine Stimme bei der Königswahl verweigert. Am 5.3. 1152 wurde er einstimmig zum König erhoben sowie am 9.3. in Aachen gekrönt.
Von seiner Herrschaft erhofften sich die Fürsten die Beilegung des seit der Wahl LOTHARS III. VON SUPPLINBURG bestehenden Gegensatzes zwischen Welfen und Staufern. Gestützt auf seine sichere Hausmacht (Reichsgut), legte FRIEDRICH 1152 (Würzburger Reichstag) den Konflikt mit Herzog HEINRICH DEM LÖWEN von Sachsen sowie Markgraf ALBRECHT DEM BÄR von Brandenburg bei. Im Juni 1154 (Fürstentag in Goslar) übertrug er HEINRICH auch das Herzogtum Bayern, auf das die Babenberger 1156 gegen die Erhebung der Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum verzichteten (HEINRICH JASOMIRGOTT VON BABENBERG, 1114–1177, Privilegium minus).

Der erste Italienzug und die Kaiserkrönung

FRIEDRICHS Ziel, die Größe des römischen Kaisertums wiederherzustellen, schloss die Beherrschung Italiens ein. Im Konstanzer Vertrag verständigte er sich am 23.3. 1153 mit Papst EUGEN III. über eine gemeinsame Politik in Italien, v.a. gegenüber Byzanz und dem unteritalienischen Normannenreich. Der erste Italienzug FRIEDRICHS (1154) war vor allem eine Niederschlagung der Protestbewegung der lombardischen Städte. Den geplanten Zug gegen ROGER II. musste FRIEDRICH I. aufgrund der zu geringen militärischen Stärke seiner Truppe aufgeben. Da EUGEN III. gestorben war, führte Papst HADRIAN IV. am 18.6. 1155 die versprochene Kaiserkrönung durch. Die Konflikte mit dem Papsttum waren durch Konstanzer Vertrag und Kaiserkrönung noch nicht ausgeräumt. Sie verschärften sich sogar im Oktober 1157, als FRIEDRICH sich auf dem Reichstag von Besançon weigerte, das Kaisertum als päpstliches Lehen (Kanzler RAINALD VON DASSEL hatte in einem Brief des Papstes das Wort „beneficium“ mit Lehen statt mit Wohltat übersetzt) anzuerkennen.

Zweiter Italienzug

Mit der Belagerung von Brescia begann FRIEDRICHS zweiter Italienzug. Im August 1258 ließ er die von den Mailändern zerstörte Stadt Lodi wieder aufbauen und Brescia zerstören. Es begann die Belagerung von Mailand. Im September kapitulierte die Stadt. Auf dem Ronkalischen Reichstag (in Roncaglia am 11.11. 1158) ließ FRIEDRICH die Reichsherrschaft in Italien neu ordnen. Mit Ausnahme Mailands erkannten die oberitalienischen Städte die Reichsrechte der Regalienvergabe (Steuererhebung, Verwaltung) an.

Kirchenspaltung

Das 1159 mit der Wahl der Päpste ALEXANDER III. und VICTOR IV. ausgebrochene Schisma (Kirchenspaltung bis 1177) verlangte nach einer ordnenden Macht. Zunächst hatte FRIEDRICH Erfolg. Mailand wurde nach erneutem Widerstand ab 1161 belagert, im März 1162 eingenommen und völlig zerstört; 1166/67 konnte FRIEDRICH ganz Italien und Rom erobern; jedoch forderte die nach dem 2.8. 1167 plötzlich ausbrechende Malaria große Verluste (u.a. RAINALD VON DASSEL) und zwang FRIEDRICH zum überstürzten Rückzug. Daraufhin lebte der Widerstand in Norditalien, organisiert im Lombardenbund, verstärkt auf.

Ausbau der staufischen Hausmacht

Vor einem neuen Aufbruch nach Italien (1174) war FRIEDRICH bemüht, die Königsmacht in Deutschland durch Städtegründungen und den Ausbau der staufischen Hausmacht zu festigen, wobei er sich in der Reichsverwaltung v.a. auf den jungen Stand der Reichsministerialen stützte. Wieder in Italien, errang Friedrich militärische Erfolge gegen die Lombarden; als jedoch sein Vetter HEINRICH DER LÖWE aus persönlichen Motiven seine Hilfe verweigerte, unterlag das kaiserliche Ritterheer dem Fußvolk Mailands und lombardischen Rittern in der Schlacht bei Legnano (29.5. 1176). Obwohl nicht entscheidend geschlagen, war FRIEDRICH zu Verhandlungen bereit, die am 24.7. 1177 zum Sonderfrieden mit Papst ALEXANDER III. in Venedig führten. Erst am 25.6. 1183 war auch eine Einigung mit dem Lombardenbund im Frieden von Konstanz möglich.

König von Burgund

In zweiter Ehe (seit 9.6. 1156) mit BEATRIX VON BURGUND verheiratet, ließ FRIEDRICH sich am 30.7. 1178 in Arles zum König von Burgund krönen. HEINRICH DEN LÖWEN, der allzu mächtig geworden war, enthob FRIEDRICH nach zwei Prozessen (1178–1181) seiner Lehen und dehnte durch zielstrebige Hausmachtpolitik den süddeutschen Stauferbesitz vom Elsass bis ins Egerland aus. Während des auf dem Reichstag in Mainz („Hoftag Jesu Christi“, 27.3. 1188) gelobten und 1189 begonnenen 3. Kreuzzuges ertrank FRIEDRICH beim Baden im Saleph.

Verkörperung ritterlicher Ideale

FRIEDRICH galt schon den Zeitgenossen als Verkörperung ritterlicher Ideale (u.a. Mainzer Pfingstfest 1184) und als Erneuerer des Reichs (v.a. Begründung der staufischen Reichsidee unter Bezug auf römisches Recht und die imperiale Tradition KARLS DES GROSSEN [Bezeichnung „Sacrum imperium“; Heiligsprechung Weihnachten 1165]); die heutige Forschung stellt heraus, dass FRIEDRICHS Politik weniger erfolgreich war, als sie im Mythos verklärt ist. Die Unterwerfung der lombardischen Städte und die Wiederaufrichtung der kaiserlichen Macht in Italien konnte er nicht durchsetzen; ebenso wenig vermochte FRIEDRICH den Dualismus zwischen Welfen und Staufern zu überwinden.
FRIEDRICH war einer der volkstümlichsten Kaiser des deutschen Mittelalters. Die Chronisten OTTO VON FREISING („Gesta Friderici“) und GOTTFRIED VON VITERBO („Gesta Friderici I“) kennzeichnen ihn als vorbildlichen Vertreter ritterlicher Gesinnung und als Reichserneuerer. Huldigungen erfuhr der Kaiser durch den Archipoeta und im „Ludus de Antichristo“. Die ursprünglich um Kaiser FRIEDRICH II. entstandene Sage vom bergentrückten Kaiser (Kyffhäuser-Sage, Text 1) wurde erstmals im „Volksbuch von Friedrich Barbarossa“ (1519) auf FRIEDRICH übertragen.

FRIEDRICH RÜCKERTS Gedicht vom „Kaiser Friedrich im Kyffhäuser“ (1817, Text 2) gab den Anstoß für viele Barbarossa-Dichtungen des 19. Jahrhunderts, die mit der Erneuerung der Reichsidee in Verbindung zu bringen sind.

FRIEDRICH ertrank am 10.6. 1190 im Saleph (heute Göksu).

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