Im Gegensatz zur systematischen Nomenklatur existieren für viele Stoffe oder Stoffklassen auch Trivialnamen. Ursprünglich war die Namensgebung für neu entdeckte Stoffe Sache des Entdeckers. Die Namensgebung fiel sehr individuell aus, zumal die Struktur der Stoffe oft noch nicht bekannt war. Trivialnamen können ihre Herkunft den unterschiedlichsten Ideen verdanken.
Hier einige Beispiele: | |
Sie können Abkürzungen darstellen, z. B. der Begriff „Siamyl“ für den 1,2-Dimethylpropyl-Rest | |
Sie können von der Farbe abgeleitet sein, z. B. „Nilblau“ für {5-Amino-9-(diethylamino)-benzo[a]phenoxazin- 7- iumchlorid}, einem Farbstoff, der für die Textilfärbung Verwendung findet. | |
Sie können vom Geschmack abgeleitet sein, z. B. „Bittersalz“ für das Magnesiumsulfat. | |
Sie können abgeleitet sein von seiner Wirkung, z. B.„Heroin“, Diacetylmorphin das nach seiner Entdeckung zur „heroischen Therapie“ bei Tuberkulose eingesetzt wurde (jetzt aber verboten ist). | |
Es kann der Name nach dem Entdecker gebildet worden sein z. B. „Michlers Keton“. | |
Der Name kann benannt sein nach dem Rohstoff oder dem Vorkommen, z. B. „Palmitinsäure“ für die Hexadecansäure, , die im Palmöl in großer Menge vorhanden ist oder „ Koffein “ für 1,3,7-Trimethylxanthin, das in Kaffeebohnen (aber auch schwarzem Tee, Matetee oder Kakaokernen) zu finden ist (Bild 1). |
Der Phantasie des Erfinders waren kaum Grenzen gesetzt. Oft wurden auch ursprüngliche Markennamen zu Trivialnamen (z. B. Nylon, Teflon, Vaseline).
Auch heute noch entstehen ständig neue Trivialnamen. Oft ist bei neu entdeckten Stoffen die Struktur noch unklar oder die systematischen Namen sind zu lang und zu kompliziert. Im Gegensatz zu den systematischen Namen gibt es bei der Bildung von Trivialnamen keine festen Regeln, sie sollten nur unverwechselbar sein und keine irreführenden Komponenten enthalten.
Einige Trivialnamen wurden in den IUPAC- Richtlinien mit übernommen. Übersichten über Trivialnamen und deren systematische Entsprechungen sind z. B. zu finden in der Trivialnamenkartei der Gesellschaft der Deutschen Chemiker (GDCh).
Kaffeepflanze. Koffein ist in Kaffee enthalten.
Trivialnamen kommen sowohl bei anorganischen als auch organischen Stoffen vor. Besonders häufig sind sie im Bereich der Naturstoffe.
Trivialnamen einiger anorganischer Verbindungen
Trivialname | Systematischer Name | Trivialname | Systematischer Name |
Bittersalz | Magnesiumsulfat | Lachgas | Distickstoff-monoxid |
Branntkalk | Calciumoxid | Natron | meist für Natrium-carbonat auch |
Gips | Calciumsulfat-Dihydrat | Pottasche | Kaliumcarbonat |
Hirschhorn-salz | Ammonium-hydrogencarbonat | Quarz | Siliciumdioxid |
Salmiak | Ammonium-chlorid | Salpeter | Kaliumnitrat |
Kochsalz | Natriumchlorid | Soda | Natriumcarbonat |
Kreide (Bild 2) | Calciumcarbonat | Wasser | Wasserstoffoxid |
Kreidefelsen vor Rügen
Trivialnamen einiger organischer Verbindungen
Trivialname | Systematischer Name |
Acetaldehyd | Ethanal |
Aceton | 2-Propanon |
Acetylen | Ethin |
Allen | Propadien |
Allyl | 2-Propenyl |
Ameisensäure | Methansäure |
Anilin | Aminobenzen |
Aspirin, Acetylsalicylsäure (Bild 3) | 2-Acetoxybenzoesäure |
Bernsteinsäure | Butandisäure |
Brenztraubensäure | 2-Oxopropansäure |
Buttersäure | Butansäure |
Campher | 1,7,7-Trimethylbicyclo[2.2.1]heptan-2-on |
Chinin | 6'-Methoxycinchonan-9-ol |
Chloroform | Trichlormethan |
Cholesterin, Cholesterol | |
Citronensäure | 2-Hydroxy-1,2,3-propantricarbonsäure |
Coffein, Thein, Guaranin | 1,3,7-Trimethylxanthin |
Cortison | |
Essigsäure | Ethansäure |
Ethylen | Ethen |
Formaldehyd | Methanal |
Glycerin, Glycerol | Propan-1,2,3-triol |
Indigo, Indigoblau (Bild 4) | 2,2'-Biindolinyliden-3,3'-dion, 2-(1,3-Dihydro-3-oxo-2H-indol-2-yliden)-1,2- dihydro- 3H- indol- 3- on |
Isobutan | 2-Methylpropan |
Isopren | 2-Methyl-1,3-butadien |
Isopropenyl | 1-Methylethenyl |
Lactose, Milchzucker | |
Methylchlorid | Monochlormethan, Chlormethan |
Methylenchlorid | Dichlormethan |
Milchsäure | 2-Hydroxypropansäure |
Morphium, Morphin | |
Naphtol | 1-Hydroxynaphthalin |
Nicotin | 3-(1-Methyl-2-pyrrolidinyl)pyridin |
Nitroglycerin | Glycerintrinitrat |
Oxalsäure | Ethandisäure |
Phenol | Hydroxybenzen |
Propionsäure | Propansäure |
Styrol | Vinylbenzol |
Toluol, Toluen | Methylbenzol |
Vanillin | 4-Hydroxy-3-methoxy-benzaldehyd |
Vinyl | Ethenyl |
Vinylchlorid | Chlorethen |
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