Entwicklung der germanischen Sprachen
Etwa 2000 v. Chr. begann mit der Neubesiedlung des westlichen Ostseeraumes die Abtrennung der germanischen Sprachen aus dem Indoeuropäischen. Dies war ein Prozess, der etwa 500 v. Chr. beendet war.
Er schloss massenhafte Migrationsbewegungen unter den germanischen Stämmen, Stammesteilen und Stammesverbänden ein, was zu einer Durchmischung der Stämme und zu ihrer weiteren Aufspaltung führte.
Üblicherweise werden die germanischen Stämme in drei Hauptgruppen unterteilt:
- Ost-,
- Nord- und
- Westgermanen.
Dementsprechend werden auch die germanischen Sprachen klassifiziert.
Herausbildung der germanischen Sprache
Die ältesten germanischen Zeugnisse sind durch römische Autoren überliefert, durch CÄSAR, TACITUS, PLINIUS D. Ä. Sie gaben Wörter wieder, die darauf schließen ließen, dass die Germanen zunächst eine gemeinsame Sprache hatten. Diese wird auch als Gemeingermanisch oder Urgermanisch bezeichnet. Belege dafür werden auch in Runeninschriften, so im Helm von Negau (etwa zwischen 300 v.Chr. und 1) oder im Horn von Gallehus (um 400 n.Chr.) gesehen. Obgleich diese aus Zeiten stammen, in denen die germanischen Stämme bereits unterschiedlich sprachen, wird der Sprachstand in den Inschriften als älter, archaischer bewertet.
Germanische Stämme und ihre Sprachen
Üblicherweise werden die germanischen Stämme in drei Hauptgruppen unterteilt: Ost-, Nord- und Westgermanen. Die wichtigsten Völker der einzelnen Gruppen sind folgende:
- Nordgermanen: Wikinger, Normannen
- Ostgermanen: Goten, Vandalen, Gipiden, Rugier, Burgunden
- Westgermanen:
- a. Nordseegermanen: Friesen, Angeln, Sachsen, Jüten
- b. Weser-Rhein-Germanen: Franken
- c. Elbgermanen: Langobarden, Sweben, Alemannen, Hermunduren, Baiern
Die Stämme unter 3b und 3c werden manchmal auch als Südgermanen zusammengefasst. Die vorgenommenen Regionalbezeichnungen können teilweise nicht aus heutiger Sicht nachvollzogen werden – beispielsweise wenn die Baiern als Elbgermanen klassifiziert werden. Es ist aber zu berücksichtigen, dass sich die Lebensräume ehedem über viel größere Territorien erstreckten und bei der vorgenommenen Gruppierung außerdem von den ursprünglichen Siedlungsgebieten der Stämme ausgegangen wurde.
Völkerwanderungen, d. h. massenhafte Migrationsbewegungen unter den germanischen Stämmen, Stammesteilen und Stammesverbänden führten schließlich zu einer Durchmischung der Stämme und zu ihrer weiteren Aufspaltung. So ist nach der Zeitenwende keine gemeinsame germanische Sprache mehr anzusetzen, sondern vielmehr einzelne Stammessprachen.
Eine genaue Angabe zur Anzahl der germanischen Sprachen kann nicht gemacht werden. Die Zahl der Sprachen schwankt je nachdem, welches Klassifizierungskriterium zugrunde gelegt wird.
Entsprechend den drei Hauptgruppen der germanischen Stämme werden folgende germanische Sprachen klassifiziert: (siehe Tabelle)
Alle Sprachen, die in der Tabelle erfasst sind, haben eine lange und weit zurückreichende Schrifttradition. Andere Sprachen, die auch zu den germanischen gehören, wie das Färöische oder Afrikaans, haben eine kürzere Schrifttradition.